Es ist noch gar nicht lange her, dass eine Depression keineswegs als ernsthafte Erkrankung gesehen wurde. Vielmehr wurde sie als persönliche Schwäche und mangelnde Belastbarkeit bewertet. In der Realität kann es buchstäblich jeden treffen: Die Statistik beweist, dass über 30 Prozent aller Menschen zumindest einmal im Leben eine echte Depression erleiden. Diese Erkrankung geht weit über eine depressive Verstimmung hinaus.
Auch depressive Lebensphasen verschonen niemanden - existenzielle Sorgen, Beziehungsstress und Trennungen, Trauer und Verlust geliebter Personen, Einsamkeit oder gesundheitliche Probleme begegnen allen Menschen im Lauf des Lebens. Und dies geschieht meist nicht nur einmal. Der konstruktive Umgang damit ist tatsächlich abhängig vom jeweiligen Individuum und der Situation. Doch stets ist eine solche Situation Kräfte zehrend und raubt den Betroffenen vorübergehend Lebensfreude, Selbstvertrauen und Zuversicht.
Beide Phänomene haben eine psychosoziale und eine neurobiologische Seite. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und andere Institutionen helfen mit Online-Fragebögen den Betroffenen, sich ihrer Situation bewusst zu werden. Ein solcher Selbsttest Depression ersetzt keine echte Diagnose, liefert aber Anhaltspunkte und ermutigt, fachmännische Unterstützung zu suchen. Eine valide Diagnose kann nur im direkten Gespräch mit den Betroffenen gestellt werden.
Gleich ob depressive Verstimmung oder Depression als Krankheit: In jedem Falle ist es legitim und vernünftig, sich in schwierigen Zeiten Hilfe zu holen.
Denn selbst die liebevollsten Angehörigen sind überfordert, wenn es darum geht, Depressiven zu helfen. Dies ist übrigens eines der wichtigsten Merkmale: Wer etwa bei der Bewältigung von Trauer oder Krankheit auf nahestehende Menschen zählen kann und wer sich nach und nach wieder neuen Aufgaben stellt und diese bewältigt, findet aus der depressiven Verstimmung auch wieder heraus. Die erste Voraussetzung dafür ist, überhaupt zugänglich zu sein für Trost, Zuwendung und neue Herausforderungen.
Eine echte Depression ist dagegen kaum alleine zu überwinden.
Die meisten Online-Fragebögen konzentrieren sich auf die folgenden Beobachtungen:
Einige oder alle diese Beeinträchtigungen treten auch in Zeiten großer Trauer oder nach schweren Belastungen auf. Ebenso sind sie Hinweise auf andere psychische Störungen als eine Depression. Entscheidend sind ihre jeweilige Tiefe, Intensität und Dauer.
Psychotherapeuten oder der Hausarzt stellen die Diagnose „Depression“ aus gutem Grund erst nach eingehender Anamnese. Bestimmte Menschen sind anfälliger für eine Depression: Traumatische Kindheitserlebnisse, bestehendes posttraumatisches Stress-Syndrom oder vermehrte Depressionen innerhalb der Familie liefern Hinweise darauf. Aktuelle Verluste, Zusammenbrüche nach anhaltender Arbeitsüberlastung oder Mobbing dagegen sind unmittelbare Auslöser.
Auch neurobiologische Ursachen müssen in Betracht gezogen werden: Neben einer genetischen Disposition treten zuweilen spontane Veränderungen im Hormonstoffwechsel auf. Wichtige Botenstoffe im Gehirn geraten aus dem Gleichgewicht. Ein klassisches Beispiel ist hier die Wochenbett-Depression.
Bei einer schweren Depression kommen Psychotherapie und Medikamente gleichermaßen zum Einsatz. Viele Menschen misstrauen Psychopharmaka nicht ohne Grund: Bei leichtfertiger Anwendung drohen Nebenwirkungen oder Abhängigkeit. Doch bei großem Leidensdruck ermöglichen diese Mittel es, den Patienten wieder zugänglich für alle weiteren therapeutischen Maßnahmen zu machen: Sie helfen mit, die innere Isolation "aufzubrechen".
Neben einer Psychotherapie kann es hilfreich sein, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen oder die Lebensweise grundsätzlich zu verändern: Körperliche Betätigung und Sport oder die Übernahme neuer befriedigender Aufgaben unterstützen den Heilungsprozess.
Stiftung Deutsche Depressionshilfe – Selbsttest: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/selbsttest-offline (online, letzter Abruf: 09.05.2022)
AOK – Depressionen erkennen und vorbeugen: https://www.aok.de/pk/depressionen/depressionen-erkennen-und-vorbeugen/ (online, letzter Abruf: 09.05.2022)
aktualisiert am 09.05.2022