Sofern die Zeugungsfähigkeit nicht eingeschränkt ist, müssen primäre Varikozelen meist nicht behandelt werden. Leidet der Patient jedoch unter Schmerzen oder ist die Untersuchung des Spermas auffällig, so stehen mehrere Therapieverfahren zur Verfügung:
Es besteht die Möglichkeit, die Varikozele durch Einspritzen eines Wirkstoffs zu veröden (= Sklerosierung), wobei zwischen der retrograden und der anterograden Methode unterschieden wird:
Ist der Befund ausgeprägter oder hat die Verödung keinen Erfolg gebracht, so kann eine Operation erforderlich werden.
Hierbei wird entweder eine hohe oder eine tiefe Unterbindung bzw. Durchtrennung des gestauten Gefäßes durchgeführt, wobei der Zugangsweg je nach Befund unterschiedlich gewählt wird:
Hohe Durchtrennungen können über einen Bauchschnitt im unteren Bereich (offene Operation) oder über eine Bauchspiegelung (= Laparoskopie) durchgeführt werden. Bei beiden Zugangsarten ist eine Vollnarkose notwendig.
Die Bauchspiegelung wird über wenige kleine Schnitte durchgeführt, wobei ein Gerät mit einer kleinen Kamera über einen Schnitt am Bauchnabel in den Bauchraum eingeführt wird. Anschließend lassen die Operateure CO2-Gas in den Bauchraum einströmen, um die Sicht zu verbessern und den Bauchraum zu erweitern. Nun werden über wenige weitere kleine Schnitte die für die eigentliche Operation benötigten Instrumente eingeführt. Die Kamera überträgt die Bilder währenddessen auf einen Monitor, auf dem der Chirurg alles in Echtzeit sehen kann.
Bei beiden Verfahren - dem Bauchschnitt wie auch der Bauchspiegelung - wird nun eine oder mehrere gestaute Venen unterbunden. Manchmal muss auch die Arterie des Hodens - also das zuführende Blutgefäß - mit durchtrennt werden, insbesondere, wenn diese einen ungünstigen Verlauf hat. Der Hoden wird jedoch weiterhin über Umgehungskreisläufe mit Blut versorgt; es treten nicht mehr Komplikationen auf als bei der alleinigen Unterbindung der Vene.
Die tiefe Unterbindung wird über einen Einschnitt in der Leistengegend oder am Hodensack durchgeführt. Für sie ist keine Vollnarkose nötig; sie kann unter lokaler Betäubung ausgeführt werden. Je nach Sitz der Stauungsursache entscheidet der Arzt, welche Operationstechnik angewandt wird.
Stößt der Operateur auf unerwartete Befunde oder gibt es während der Operation Komplikationen, so kann es zum Beispiel nötig werden, dass der Arzt eine als Bauchspiegelung geplante Operation in eine offene Operation umwandelt.
Wie bei allen Operationen kann es auch hier zu Blutungen und Nachblutungen, Blutergüssen, Wundheilungsstörungen, überschießender Narbenbildung und zu allergischen Reaktionen auf das verwendete Betäubungsmittel (sowohl bei der Vollnarkose als auch bei der lokalen Betäubung) kommen. Außerdem können benachbarte Organe und Strukturen (z.B. Nerven) geschädigt werden. Eine Nervenverletzung könnte zu Taubheit oder Schmerzen führen; der Hoden selbst kann ebenfalls verletzt werden. Nach der Operation ist eine vermehrte Wassereinlagerung im Hodensack (Hydrozele) möglich.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.