Kama Sutra, übersetzt mit Liebe und Leitfaden oder auch Handbuch, ist eines der ältesten hinduistischen Lehrbücher, das unter anderem auf tiefen religiösen Aspekten beruht. Geschrieben um das Jahr 250, lautet der volle Name dieses Buches Vatsyasyana Kama Sutra und wurde demzufolge nach dem Eremiten und Schreiber namens Vatsayana benannt. Als eine pragmatische Gebrauchsanleitung für Frauen und Männer, wurde das Werk sowohl mit einem ethischen Verhalten als auch mit reich bebilderten sexuell-erotischen Anleitungen (Sexstellungen) geschrieben. Besonders letzteres wird bis heute noch von zahlreichen Menschen als eine Art schlüpfriges Handbuch angesehen, da sich unter anderem sehr detailgetreue Abbildungen von Yoni (Vagina) und Lingam (Penis), sowie liebende Paare darin zu finden sind.
Damit man den Hintergrund des Kama Sutra besser verstehen kann, lohnt sich ein Blick in die altindische Morallehre, die in einem Menschenleben drei Ziele, dem Trivarga, zu verfolgen sucht. So soll ein Mensch als erstes das Dharma anstreben, was bedeutet, dass man das Gute zu erreichen versucht. Gefolgt wird das Dharma von Artha, dem Nützlichen und als letzter Bestandteil der Zielfindung Kama, das Angenehme oder eben die Liebe. In der Bedeutung zeigt sich das die Liebe mit der Tugendhaftigkeit und dem Streben nach einem irdischen Besitz auf einer Ebene stehen und somit gleichwertig sind.
Angesichts der Botschaft von Vatsayana liegen die Nahrungsaufnahme und die sexuelle Befriedigung des Menschen eng miteinander verbunden und zeigt sich auch in einem ganzheitlichen Denken im Sinne von Körper und Seele. Hierbei zeigt sich der Verfasser als sehr modern, denn er gestand den Frauen zum Beispiel zu die erotische Initiative selbst zu ergreifen und legte dem Mann nahe sich nach der Veranlagung der Frau auszurichten. Weise Ratschläge, die gewiss noch heute ihre Gültigkeit haben und sich so mancher Mann oder auch so manche Frau ruhigen Gewissens annehmen kann.
So findet sich denn auch der Ratschlag, dass Frauen wie Männer in der Liebe gleichermaßen Erfüllung und Genuss finden sollen. Die Kleidung, der Geruch, Gesänge oder auch Tätowierungen gehörten ebenso dazu als auch die passende Umgebung. Beschäftigt sich man etwas intensiver mit dem Kama Sutra, dann stellt man erstaunt fest, wie reif und modern der Verfasser war. Kapitel für Kapitel hatte Vatsayana geschrieben, die sich jeweils mit dem richtigen Hinlegen, dem Beißen, Schlagen, Kratzen oder Töne beschäftigen und in der Kombination mit allen weiteren Anleitungen ein großes Ganzes der (sexuellen) Liebe darstellt.
Die Rollen während des Liebesspiels werden in passiv (Frau) und aktiv (Mann) unterteilt, bedeutet jedoch nicht, dass die Frau nun einfach stillhalten muss, sondern vielmehr, dass das Passive sich mit dem Aktiven ergänzt und für den Mann das angestrebte Ziel die Befriedigung der Frau sein sollte. In der Kunst der Liebe finden sich folgerichtig auch Anleitungen damit die Potenz des Mannes erhalten bleibt, was Frau dadurch erreichen kann, wenn sie Süßholz oder auch gezuckerte Milch mit Knoblauchknollen zum Einsatz bringt. Salben und weitere Mixturen sollten dazu führen, dass die Größe des Lingams eine Steigerung erlangen sollte. Genau betrachtet unterscheiden sich die gegebenen Empfehlungen kaum von den heutigen so oft selbsternannten Sexualexperten, allerdings mit dem Unterschied, dass Vatsayana seiner Zeit weit voraus war.
Da besonders die zahlreichen Stellungen mal mehr, mal weniger Beweglichkeit und Geschmeidigkeit erfordern, lohnt es sich gerade als Europäer in Sachen „Fit für das Kamasutra" aktiv zu werden. Frauen können zum Beispiel mit einem Hula-Hoop-Reifen Schwung in die Hüften bringen, Männer wie Frauen die „Kerze" machen oder auch einen Kurs in Yoga belegen. All diese Maßnahmen verhelfen dazu, möglichst viele der Tipps und Stellungen nachprobieren zu können und damit im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Schwung in das Liebesleben zu bringen.
Letzte Aktualisierung am 23.03.2009.