Eine Dialyse kann zu Schwierigkeiten im Sexualleben führen, auf Geschlechtsverkehr verzichten muss der Patient jedoch nicht. Das trifft gleichermaßen für Männer und Frauen zu. Schon durch die Nierenerkrankung kann es zu einer Verminderung des Geschlechtstriebes kommen, was aber von jedem Patienten unterschiedlich empfunden wird. Neben psychologischen Gesichtspunkten können sich aber auch körperliche Störungen wie z. B. Erektionsprobleme negativ auf die Sexualität auswirken. Bei einer Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) kann der Katheter, der aus dem Bauch ragt, zusätzlich störend sein. Männliche Dialyse-Patienten können prinzipiell meist Kinder zeugen. Frauen, die eine Dialyse bekommen, haben dagegen mit recht hohen Risiken bei der Schwangerschaft zu kämpfen.
Prinzipiell können Menschen, die eine Dialyse (Blutwäsche) bekommen, Geschlechtsverkehr haben. Nur bei wenigen Patienten liegen schwere weitere Erkrankungen vor, die eine normale Sexualität gefährlich machen können. Oftmals kommt es aber unter einer Dialyse zu Problemen, die das Sexualleben erschweren.
Die sexuellen Probleme können im Wesentlichen durch vier Gruppen von Faktoren verursacht werden, nämlich durch hormonelle Störungen, entstehende Krankheiten, psychische Probleme und Einnahme von Medikamenten.
In vielen Fällen sind hormonelle Veränderungen aufgrund der Dialyse die Ursache für ein verringertes Verlangen nach Sexualität. Durch das Nierenversagen und die Dialyse kommt es oftmals zu einer Ansammlung des Hormons Prolaktin im Blut. Testosteron (das männliche Geschlechtshormon) wird oft nur noch in einem geringeren Ausmaß produziert. Dadurch kann der Sexualtrieb abgeschwächt werden.
Ein hoher Blutdruck und andere Auswirkungen der Dialyse und der Nierenerkrankung können bei Männern dazu führen, dass die Erektionsfähigkeit eingeschränkt ist. Dies ist dann sehr nachteilig für den Vorgang und das Erleben des Geschlechtsaktes. Ebenfalls kommt bei einem zusätzlichen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) die sexuelle Störung eher zum Vorschein. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass solche Probleme, jedoch bereits auch eine Nierenerkrankung mit Dialysepflicht eine starke psychische Belastung darstellt. Allein oder als zusätzlicher Faktor kann das die gesunde Sexualität beeinflussen.
Der Patient mit der Dialyse muss meist Medikamente einnehmen, unter anderem oft Blutdruckmittel oder Antiandrogene (Arzneimittel, die die Bildung männlicher Geschlechtshormone unterbinden). Viele der Präparate haben als Nebenwirkung eine mögliche Störung der Sexualfunktion. Zusätzlich wirkt sich die oft allgemein verminderte körperliche Leistungsfähigkeit negativ auf das Sexualleben aus. Nicht selten fühlen sich Patienten zu schlapp, um Geschlechtsverkehr auszuüben.
Die Auswirkungen sind auch von der Methode der Blutwäsche (Dialyse) abhängig. Menschen, die regelmäßig eine Hämodialyse (die gängige Variante) bekommen, haben etwas seltener Probleme als Patienten mit Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse). Bei der Peritonealdialyse wird darüber hinaus oft der Schlauch, der aus dem Bauch ragt, als behindernd angesehen. Nur in Ansätzen trifft das auch für den Shunt (Gefäßzugang) bei der Hämodialyse zu, der oft deutlich vernarbt ist.
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen kann es zu einer Verminderung des Sexualtriebs kommen, wenn sie an einem Nierenversagen leiden beziehungsweise dialysiert werden. Bei Männern kann das Erektionsvermögen herabgesetzt sein. Frauen können Unregelmäßigkeiten bei der Regelblutung bekommen, häufig bleibt die Menstruation sogar komplett aus. Es kann davon ausgegangen werden, dass über die Hälfte aller Dialyse-Patienten Probleme mit der Sexualität in irgendeiner Weise hat.
Bei Männern kann eine Impotenz (Zeugungsunfähigkeit) entstehen. Die Spermien sind oft von der Anzahl her vermindert und zu einem größeren Teil geschädigt, so dass sie sich nicht mehr genügend gut fortbewegen können. Daher ist die Wahrscheinlichkeit, Kinder zu zeugen, geringer als bei gesunden Männern.
Frauen können prinzipiell auch unter der Dialyse schwanger werden. Eine Schwangerschaft einer Dialyse-Patientin weist jedoch große Risiken auf, Fehlgeburten sind häufig. Nur ungefähr die Hälfte der Kinder kann schließlich zur Welt gebracht werden und überlebt. Zudem ist auch die werdende Mutter bei der Dialyse stärker von Komplikationen gefährdet als eine gesunde schwangere Frau. Von einer Schwangerschaft bei Dialyse wird daher eher abgeraten. Möchte die Frau sexuell aktiv sein, so ist eine Empfängnisverhütung empfehlenswert.
Der Patient sollte sich nicht scheuen, mit dem Arzt über die vorliegenden Probleme zu sprechen. Die Behandlung muss im Hinblick auf die Ursache der sexuellen Störung erfolgen. Bei einer Ursache im Hormonhaushalt kann eine Therapie mit Medikamenten vorgenommen werden, ebenso kann dies auch bei Erektionsstörungen versucht werden. Bei den Erektionsproblemen können des Weiteren spezielle Maßnahmen wie Anwendung einer Vakuumpumpe in Frage kommen. Liegen psychische Beeinträchtigungen als Ursache für eine Sexualstörung vor, so kann eine Gesprächsbehandlung mit Patient und Partner angebracht sein.
Eine Vorbeugung solcher Probleme und eine Wiedererlangung der geschlechtlichen Lust und Leistung ist bereits durch eine gesunde Lebensweise möglich. Es ist sinnvoll, sich regelmäßig in angemessenem Rahmen körperlich zu bewegen. Eine effektive Dialyse wirkt sich günstig auf die sexuellen Funktionen aus. Rauchen wirkt sich dagegen schädlich auf die körperliche Leistungsfähigkeit und auch auf die Sexualfunktionen aus. Eine Normalisierung der Sexualität ist zudem meist zu erwarten, wenn der Patient eine erfolgreiche Nierentransplantation hinter sich hat.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.