Kolpitis bedeutet Scheidenentzündung (Vaginitis). Durch Erreger direkt ausgelöste Infektionen werden als primär, durch eine veränderte Scheidenflora ausgelöste Infkektionen als sekundär bezeichnet.
Die Östrogenmangel-Kolpitis ist eine durch Östrogenmangel (meist in den Wechseljahren) ausgelöste sekundäre Scheidenentzündung, die durch eine Minderdurchblutung und bakterielle Fehlbesiedelung der Scheide gekennzeichnet ist.
Sie wird auch als atrophische oder senile Kolpitis bezeichnet.
In den Wechseljahren ändert sich der Hormonhaushalt. Der Östrogen- und Gestagenspiegel sinken, während die Gonadotropine FSH und LH sowie die Androgene ansteigen. Durch den Östrogenmangel werden Gebärmutter, Eierstöcke und Scheide weniger durchblutet und bilden sich zurück.
Auch die gut ausgebildeten Gefäße der Scheide verkleinern sich und veröden. Dies ist ein weiterer negativer Faktor bei der Beeinflussung der Scheidensekretion.
Das mehrschichtige Vaginalepithel wird bis auf die beiden innersten Zellschichten (Basal- und Parabasalschicht) nicht mehr vollständig aufgebaut und das für die Vaginalflora bildenden Laktobazillen wichtige Glykogen nicht mehr eingelagert.
Der pH-Wert (normal < 4.5), der maßgeblich durch die nach ihrem Entdecker benannten Döderlein-Bakterien aufrechterhalten wird, wird alkalischer. Dadurch wird der natürliche Säureschutz gegen Keime (Bakterien, Pilze, Viren) aufgehoben und die Scheide wird anfälliger gegen Infektionen.
Außer Milchsäure bilden bestimmte Stämme von Laktobazillen (Milchsäurebakterien) Wasserstoffperoxid (H2O2) und Bakteriozine (Reuterin), die keimtötend wirken. Diese Bakterien spielen nachweislich auch eine Rolle als Faktor für die Frühgeburtlichkeit.
Die Symptome sind ein juckendes, brennendes eventuell stechendes Gefühl in der Scheide. Durch die verminderte Scheidenflüssigkeit kommt es zu Kohabitationsschmerzen, die Orgasmusfähigkeit sowie das sexuelle Verlangen (Libido) nehmen ab.
Eine Infektion macht sich durch Ausfluss (Farbe, Geruch?) bemerkbar.
Die Diagnose Kolpitis wird in der Regel durch die typischen Beschwerden (Juckreiz, Ausfluss, Schmerzen) gestellt. Die Identifikation der einzelnen Bakterien der normalen Scheidenflora ist nicht praktikabel und höchstens für spezielle Studien von Interesse.
Bei Infektionen erfolgt eine gynäkologische Untersuchung und gegebenenfalls ein Abstrich zum Erregernachweis.
Die meisten Scheideninfektionen werden sexuell übertragen. Infrage kommen Bakterien (Mycoplasma hominis, Gardnerella, Chlamydien), Pilze (Candida albicans), Protozoen (Trichomonas vaginalis) und Viren (HPV, humanes Papillomavirus).
„Klassische" durch Geschlechtsverkehr übertragene Infektionen sind Tripper (Gonorrhoe, der Erreger ist Neisseria gonorrhoe), Lues (Syphilis, verursacht von Treponema pallidum) und Herpes genitalis (Herpesvirus, HSV-2).
Wenn kein spezifischer Erreger gefunden wird, wird der Begriff „bakterielle Vaginose" verwendet.
Pilzinfektionen werden mit Antimykotika, bakterielle Infektionen mit Antibiotika behandelt. Zum Aufbau der Scheidenflora eignet sich Vagiflor® in Form von Kapseln oder Zäpfchen oder einem Hormonpräparat (Gynoflor®). Geeignete Laktobazillen können auch oral aufgenommen werden (SymbioLactA®).
Die Intimhygiene kann mit seifenfreien Waschlotionen betrieben, aber nicht übertrieben durchgeführt werden um den pH-Wert zu erhalten. Spülungen mit Vaginaltees, wie Majoran, Melisse, Eichenrinde, Kamille, Frauenmantelkraut, Taubnesselblüten, Salbei oder Essig-Sitzbäder können die Beschwerden lindern.
Hormonhaltige Salben zur Lokalbehandlung kommen ebenfalls zum Einsatz (Linoladiol®N). Das enthaltene Östrogen wirkt an Ort und Stelle indem es die oberflächlichen Zellen wieder aufbaut, die Glykogen einlagern. Auch die Durchblutung wird gesteigert.
Bestimmte Nahrungsergänzungsmittel helfen, den Hormonhaushalt wieder auszugleichen (Sojaprodukte, SymbioFemPlus®).
Beim Geschlechtsverkehr sollte mittels Kondom verhütet werden, weil die meisten Erreger sexuell übertragen werden.
Wiederkehrende Scheideninfektionen sind häufig und können unbehandelt in die angrenzenden Organe (Uterus, Eileiter, Eierstöcke) weitergeleitet und zu Sterilität (ungewollter Kinderlosigkeit) führen.
Letzte Aktualisierung am 07.10.2021.