Das Prämenstruelle Syndrom (verkürzt auch PMS genannt) ist ein psychoneuroendokrines Syndrom das in der 2. Zyklushälfte mit Wassereinlagerung, Spannungsgefühl der Brüste und Störung der seelischen Befindlichkeit einhergeht und mit dem Beginn der Menstruation endet.
Schon Hippokrates (5. Jh. v. Chr.) beschrieb Beschwerden die vor dem Eintreten der Regelblutung auftraten. Mitte des 20. Jh. beschrieb R.C. Frank den Symptomenkomplex als „premenstrual tension". In zahlreichen Studien werden bis zu 150 Symptome beschrieben, die dem PMS zugeordnet worden sind.
In den gängigen Klassifikationssystemen ICD-10 (international classification of disesases) und DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) hat die PMS mittlerweile Eingang gefunden. Beachtet werden muss, dass bis zu 90 Prozent der geschlechtsreifen Frauen prämenstruelle Beschwerden haben, etwa 20 bis 30 Prozent der Frauen unter PMS leiden und eine sehr schwere behandlungsbedürftige PMS zu drei bis fünf Prozent auftritt.
Die Diagnose PMS ist eine Ausschlussdiagnose, bei Schmierblutungen und Menstruationsbeschwerden müssen zunächst andere gynäkologische Grunderkrankungen (Myom, Endometriose, Ovarielle Funktionsstörungen) ausgeschlossen werden. Auch andere Allgemeinerkrankungen und psychiatrische Erkrankungen sind auszuschließen.
Es gibt viele Theorien, die diskutiert werden. Unter anderem wird ein Ungleichgewicht in der hormonellen Regulation mit einem relativen Überwiegen von Progesteron gegenüber Östrogen als Ursache angesehen.
Weitere Hormone, die ursächlich von Bedeutung sind, sind Prolaktin (Milchdrüsenhormon) und Aldosteron (Wasser und Elektrolythaushalt). Des Eeiteren kommt das Nachlassen der Corpus luteum Funktion in Betracht. Neuere Studien weisen auch auf eine Beteiligung des Hormons Serotonin hin was die psychische Komponente des PMS erklären könnte.
Auch Ernährungsfaktoren scheinen eine Rolle zu spielen.
Das Prämenstruelle Syndrom und die Dysmenorrhoe (Regelschmerzen) sind die häufigsten Gründe für das Aufsuchen einer gynäkologischen Praxis. Milde prämenstruelle Beschwerden treten bis zu 95 Prozent der Frauen auf, am häufigsten treten die Symptome zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf.
Die Beschwerden können oft schon seit dem 20. Lebensjahr bestehen, viele Frauen sehen aber keinen Anlass professionellen Rat zu suchen, da sie die Beschwerden als gegeben akzeptieren. Die PMS kommt bei etwa 30 bis 40 Prozent aller Frauen vor (die Zahlen sind unsicher), die besonders schwere Form des Prämenstruellen Dysphorischen Syndroms tritt in etwa drei bis fünf Prozent der Fälle auf. Das Ausmaß der Beschwerden ist so stark, dass Berufs- und Sozialleben stark beeinträchtigt sind.
In der 2. Zyklushälfte (Die Zeit zwischen Eisprung und Einsetzen der Regel), auch Lutealphase genannt, kommt es zu vielfältigen Symptomen wie schmerzhaftes Brustspannen, allgemeines Krankheitsgefühl, Wassereinlagerungen mit Gewichtszunahme (bis zu 4 kg), Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Beeinträchtigung der Stimmungslage, Müdigkeit und Hungerattacken.
Im Folgenden sind typische Beschwerden aufgelistet:
Es gibt den Versuch, je nach dominierenden Symptomen verschiedene Typen zu beschreiben. Zum Beispiel werden Typen unterschieden, bei denen psychische Symptome wie Angst, Reizbarkeit und Nervosität im Vordergrund stehen.
Beim eher depressiven Typ treten vor allem Depressivität, Schlaflosigkeit und Lethargie auf. Körperliche Beschwerden mit Wassereinlagerung, Gewichtszunahme und Brustspannen werden einem anderen Typ zugeordnet, Heißhunger, Appetitsteigerung und Müdigkeit beschreiben der symptomatischen Gruppe.
Wichtig ist eine Sonderform, die PMDS (Prämenstruelles Dysphorisches Syndrom). Sie wird mithilfe der diagnostischen Kriterien des DSM-IV erfasst und ist eine besonders schwere Form der PMS, bei der depressive Symptome im Vordergrund stehen und eine schwere Beeinträchtigung des Alltag- und Berufslebens vorherrscht.
Dabei müssen mindestens fünf Symptome nachgewiesen sein, die mindestens über zwei Zyklen bestehen.
Besonders wichtig ist die Selbstbeobachtung der Frauen und die subjektive Schilderung ihrer Beschwerden. Dabei kann ein PMS-Kalender zur Hilfe genommen werden, in dem detailliert Zyklusverhalten, körperliche und psychische Beschwerden festgehalten werden können.
Hormonelle Analysen dienen nur dem Ausschluss von anderen in Frage kommenden Erkrankungen (zum Beispiel TSH, fT4, fT3 bei Schilddrüsenerkrankungen, Gonadotropine, GnRH, Östradiol bei Corpus luteum Insuffizienz), es gibt keine PMS spezifischen Laborveränderungen.
Differentialdiagnostisch kommt jede Erkrankung in Betracht, die für PMS typische Beschwerden verursachen können.
Bei Ödemen müssen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und den Wasser- und Elektrolythaushalt betreffenden Erkrankungen ausgeschlossen werden.
Magen-Darm-Erkrankungen können die Ursache für chronische Unterbauchbeschwerden sein und müssen ebenfalls ausgeschlossen werden. Zyklische Beschwerden (Dysmenorrhoe) müssen gynäkologisch abgeklärt werden.
In Betracht kommen auch allgemeine Erkrankungen oder Einschränkungen, die im Rahmen von Infektionen, Stress, Leistungssport oder einer starken Gewichtsabnahme auftreten können.
Zur Behandlung von prämenstruellen Beschwerden und Menstruationsbeschwerden haben sich viele Mittel aus der Naturheilkunde bewährt. Schon seit Jahrhunderten werden zum Beispiel Schafsgarbe, Hirtentäschelkraut und Gänsefingerkraut zur Linderung von Regelschmerzen eingesetzt.
Mönchspfeffer, Keuschlamm (vitex agnus castus) aus der Familie der Eisenkrautgewächse hilft gegen PMS, Mastodynie (Brustspannen) und Zyklusbeschwerden. Er wirkt sich positiv auf den Dopamin-Haushalt aus (Dopamin hat Einfluss auf den hormonellen Regelkreis im Zyklus der Frau).
Im Falle einer gesicherten verminderten Gelbkörperfunktion (Corpus luteum Insuffizienz) kann die Einnahme von Gestagenen helfen, eine Hyperprolaktinämie (erhöhte Prolaktin-Spiegel) kann mit Dopaminagonisten (Bromocriptin, Lisurid, Cabergolin) behandelt werden.
Entspannende Maßnahmen wie Yoga und Bewegung bei dysmenorrhoischen Beschwerden können unterstützen und in milden Fällen alleinige Abhilfe schaffen.
Folgende Ernährungsergänzende Stoffe können sich positiv auf prämenstruelle Symptome auswirken. Ihre Wirksamkeit ist in Studien jedoch nicht belegt:
Bei der schweren prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) kommen selektive Serotin-Wiederaufnahme-Hemmer in niedriger Dosierung (Fluoxetin) zum Einsatz. Sie wirken sofort und werden gut vertragen.
Leichte Beschwerden sind durch Bewegungs- und Ernährungsmaßnahmen beeinflussbar. Naturheilkundliche Mittel zeigen ebenfalls eine gute Wirkung.
Bei längerdauernden Beschwerden sollte immer ein Internist oder ein Frauenarzt konsultiert werden um andere Erkrankungen auszuschließen.
Letzte Aktualisierung am 31.08.2021.