Mit dem Begriff Wechseljahre (Klimakterium) wird die Übergangszeit zwischen der vollen Geschlechtsreife und der hormonellen Ruhe der Eierstöcke, dem Senium, bezeichnet.
Die Wechseljahre treten vom 45. bis 70. Lebensjahr auf und beträgt durchschnittlich zehn Jahre. In dieser Zeit findet die letzte Regelblutung, die Menopause, statt. Das mittlere Alter in dem die Menopause auftritt, ist 52 Jahre.
Das Klimakterium wird in eine Zeit vor der letzten Regel, Prämenopause, einer Phase in der die letzte Regelblutung fällt, Perimenopause und der Phase nach der letzten Regel, der Postmenopause, eingeteilt.
Wechseljahresbeschwerden können in frühe Beschwerden, die schon in der prämenopausalen Phase beginnen und in späte Beschwerden in der Postmenopause eingeteilt werden.
Hormonell ist das Klimakterium durch die nachlassende Funktion der Eierstöcke (Ovarien) gekennzeichnet.
Der Eisprung findet immer weniger häufig statt, dadurch sinkt die Östrogenproduktion. Außerdem sinken der Progesteron und Inhibinspiegel. Die negative Rückkopplung, die die Gonadotropinausschüttung (LH, FSH) supprimiert, bleibt aus, dadurch steigt der LH-, FSH-Spiegel an. Zunächst reagieren die Eierstöcke vermehrt mit einer relativen Überproduktion von Östrogen.
Die Ovarien reagieren aber zunehmend weniger auf die Follikelstimulierenden Hormone, der Östrogenspiegel sinkt. Der Androgenspiegel steigt dagegen in Relation an.
Die Wechseljahresbeschwerden resultieren aus dem sinkenden Östrogenspiegel und werden unter dem Begriff vegetatives-klimakterisches Syndrom zusammengefasst.
Etwa ein Drittel der Frauen erleben die Wechseljahre beschwerdefrei, ein weiteres Drittel gibt Beschwerden an und ein Drittel der Frauen leidet an starken, behandlungsbedürftigen Beschwerden.
Zu den frühen, während der prämenopausalen Phase auftretenden, subjektiv sehr störenden vegetativen, somatischen und psychischen Beschwerden gehören:
Spätere Beschwerden treten in der postmenopausalen Phase auf. Sie betreffen das Herzkreislaufsystem, das Skelettsystem und das zentrale Nervensystem. Zusätzliche Faktoren wie Rauchen, Übergewicht und Alkoholkonsum sowie andere Grunderkrankungen können das Risiko einer Erkrankung nochmals erhöhen.
Die nachlassende Östrogenproduktion bewirkt eine verminderte Durchblutung der Organe. Der Uterus, die Tuben und Eierstöcke werden kleiner, die Scheidenschleimhaut wird dünner und trocknet leichter aus. Die Schleimproduktion sinkt, was sich als brennende, juckende Beschwerden bemerkbar machen kann, es kann zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen.
Die Scheide wird anfälliger für Infektionen. Auch die Durchblutung der ableitenden Harnwege (Harnleiter, Blase, Harnröhre) nimmt ab, so dass Infektionen auftreten können. Die Haare werden dünner und können ausfallen, auch die Haut wird dünner und empfindlicher.
Zur Diagnose ist zu sagen, dass etliche Anstrengungen existieren sogenannte Scores, Punktekataloge von Symptomen, für klimakterische Beschwerden aufzustellen. Außerdem gibt es Scores, die versuchen einzelne Organsysteme während der Wechseljahre zu beurteilen.
Die Scores zielen darauf ab, anhand von reproduzierbaren Einteilungen individuelle Therapiemaßnahmen zu treffen. Genannt seien der Kuppermann-Index (1953), nachfolgende Indizes MRS-I und MRS-II (menopause rating scale, 1999) erweitern die Items um zusätzliche Symptome.
Das frühzeitige Einsetzen der Menopause (vor dem 40. Lebensjahr) kann verschiedene Ursachen haben. Die häufigste Ursache ist die operative Entfernung der Eierstöcke. Auch Medikamente können die frühe Menopause auslösen. Darüber hinaus gibt es seltene Ursachen, die noch nicht vollständig geklärt sind, es werden autoimmune Prozesse vermutet.
Allgemein bedeutet das Eintreten der Wechseljahre nicht nur die Zunahme von Erkrankungsrisiken und Altersbeschwerden bzw. Wechseljahresbeschwerden sondern auch der Beginn eines neuen Lebensabschnitts mit eigenen Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten. Man kann sich auf innere Werte besinnen aber auch neue Sportarten und Hobbies angehen.
Auch berufliche Neuorientierung oder gar Berufsanfänge sind möglich. Sich geistig, seelisch und körperlich fit zu halten, bedeutet Kontrolle über das eigene Leben und beeinflusst die Anfälligkeit für Herzkreislauferkrankungen günstig.
Die Hormonersatztherapie zur Behandlung und Prävention von Wechseljahresbeschwerden ist ein heiß umkämpftes Feld von Befürwortern und Anfechtern. Seit der WHI (women's health initiative) Studie 2002 ist der uneingeschränkte Einsatz von Hormonen nicht mehr zu empfehlen. Die Langzeitbehandlung führte zu erhöhten Fällen von Herzkreislauferkrankungen und einem leicht erhöhten Vorkommen von Brustkrebserkrankungen.
Östrogenhaltige Therapieschemata erhöhen bei Vorhandensein des Uterus die Inzidenz von endometrialer Hyperplasie, einer Vorstufe von Gebärmutterkrebs. Die Therapie muss an das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein der Gebärmutter angepasst werden.
Außerdem hängt das Risiko einer Einnahme von der Dauer der Behandlung und dem Alter der ersten Hormonbehandlung ab. Die Behandlung bei Fällen, die eine HRT sinnvoll erscheinen lassen, wird nach Risikoabwägung und Beschwerdensymptomatik individuell angepasst.
Die Wirkung pflanzlicher Östrogene konnte nicht bewiesen werden. Sie konnten die Wechseljahresbeschwerden nicht ausreichend bekämpfen.
Es existieren aber zahlreiche naturheilkundliche Mittel um Wechseljahresbeschwerden zu mildern.
Mönchspfeffer, aus der Behandlung vom prämenstruellen Syndrom bekannt, kann in der Prämenopause eingesetzt werden.
Gegen neurovegetative (Schwitzen, Herzrasen- klopfen) und psychische Beschwerden helfen Traubensilberkerze und Johanniskraut. Die Wirkung tritt allerdings erst nach Wochen ein. Das Risiko für Arteriosklerose wird dadurch nicht gesenkt.
Bei Hitzewallungen helfen Frauenmantel, Schafgarbe und Salbeiblätter. Schlafstörungen lassen sich durch Baldrian, Hopfenzapfen und Melissenblätter bessern.
Haferkraut mildert Erschöpfung, bei Depression helfen Passionsblumen und Johanniskraut. Bekannterweise wirkt Gingkoextrakt Konzentrations- und Gedächtnisschwäche entgegen, bei Gelenk- und Muskelschmerzen helfen neben beruhigenden Bädern Weidenrinden- und Brennnesselblätterextrakt.
Da auch pflanzliche Mittel Nebenwirkungen verursachen (Allergie, Hautausschlag, Leberfunktionsstörung, Magendarmstörungen), sollte immer ein Arzt hinzugezogen werden.
Letzte Aktualisierung am 20.09.2021.