Die Fruchtbarkeit einer Frau wird durch den regelhaften Ablauf des Menstruationszyklus bestimmt.
Die erste Regelblutung tritt im Alter von 11 bis 15 Jahren auf und wird als Menses bezeichnet, mit dem Eintreten der letzten Regelblutung (Menopause) im Alter von 45 bis 55 Jahren treten die Wechseljahre (Klimakterium), die Übergangsphase von der Geschlechtsreife zur hormonell-ovariellen Ruhezeit, ein.
Ein Zyklus dauert im Idealfall 28 Tage (Als normale Dauer gelten 25 bis 31 Tage). Bei den meisten Frauen sind es jedoch nicht 28 Tage, außerdem kann sowohl die Zyklusdauer als auch der Abstand zwischen den Zyklen um einige Tage variieren.
Durch die zyklisch ablaufenden Schwankungen im Hormonhaushalt treten Veränderungen an den Eierstöcken (Ovarien) und in der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) auf, die mit dem Heranreifen von sprungbereiten Follikeln und der Abstoßung von Gebärmutterschleimhaut (Regelblutung, Menstruation) einhergehen.
Hormone sind Eiweißverbindungen (Proteine), die im Blut zirkulieren und an verschiedenen Zielorganen wirken.
Für die Wirkung ist immer ein Rezeptor nötig, eine Struktur die an der Zellmembran oder in der Zelle zu finden ist, an der das Hormon bindet und eine Reihe von molekularbiologischen Vorgängen in der Zelle auslöst, die die Hormonwirkung in Gang setzen. Dieser Mechanismus wird auch Schlüssel-Schloss-Prinzip genannt. Schon geringste Hormonkonzentrationen im Blut können eine große Wirkung besitzen.
Hormone unterliegen einem komplexen Regelkreis. Die Produktion eines Hormons kann zu einer positiven Rückkopplung führen, das heißt dass das hormonproduzierende Zentrum im Gehirn (Hypothalamus) dazu angeregt wird, mehr Hormone zu produzieren.
Sie können aber auch zu einer negativen Rückkopplung führen. Das übergeordnete Zentrum erkennt, dass genug Hormone freigesetzt wurden und stellt die Hormonproduktion wieder ein.
Im Zyklus-Regelkreis spielen verschiedene Hormone eine Rolle. Im übergreifenden Gehirnzentrum, Hypothalamus, wird GnRH (gonadotropine releasing hormone) ausgeschüttet, das in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zur Freisetzung von FSH (Follikel stimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon) führt, die aufgrund ihrer Wirkung auf die Keimdrüsen beim Mann und bei der Frau auch Gonadotropine genannt werden.
FSH bewirkt eine Stimulierung der Follikel (Eizellen), die zum Reifen gebracht werden und vermehrt Östrogene produzieren. LH leitet die 2. Phase des Zyklus (Lutealphase) ein. Beim Mann bewirkt FSH die Reifung der Spermazellen in den Hodenkanälchen. Die Gonadotropine werden pulsatil und zirkadian ausgeschüttet, die Freisetzung erfolgt also stoßweise und unterliegt einem Tag-Nacht-Rhythmus mit besonders hohen Spiegeln während der Nacht.
Der Zyklus wird in 2 Phasen eingeteilt, die sich von den Veränderungen am Ovar (Eierstock) und am Uterus (Gebärmutter) herleiten:
Der Zyklus fängt definitionsgemäß mit dem ersten Tag der Regel an und endet mit dem Eisprung (Follikelsprung) bei dem ein sprungbereiter Follikel vom Ovar ausgestoßen wird und von der Ampulla tubae (Eileiter) aufgefangen wird. Dort wartet das Ei auf die sie befruchtende Spermazelle.
Findet eine Befruchtung statt, tritt eine Schwangerschaft ein. Die Follikelphase dauert im Idealfall 14 Tage, am 14. Tag findet der Eisprung statt. Die Dauer dieser Phase ist aber variabel, wohingegen die 2. Phase eine feste Dauer von 14 Tagen hat.
Auch eine Zyklusdauer von 35 Tagen kann noch normal sein, wenn der Eisprung am 21. Tag stattfindet und die Lutealphase eine normale Dauer von 14 Tagen hat.
Die erste Phase wird von Östrogen dominiert. Östrogen bewirkt den (Wieder-)Aufbau der in der Regelblutung ausgestoßenen Gebärmutterschleimhaut, das Einsprossen von Gefäßen und das Drüsenwachstum. Auch die Vaginalschleimhaut wird aufgebaut.
Am Gebärmutterhals (Zervix) bewirkt es eine Öffnung des Muttermundes und eine Zunahme der Menge und Spinnbarkeit bei gleichzeitiger Abnahme der Zähigkeit des Zervixschleims. Diese Veränderungen bereiten die Gebärmutterschleimhaut auf eine etwaige Schwangerschaft vor und sind Voraussetzung für eine Befruchtung der Eizelle durch eine Spermazelle nach dem Eisprung.
Am Ovar bewirkt Östrogen die Heranreifung von Follikeln. Durch negative Rückkopplung (s. positiver und negativer Feedback), sinkt der FSH-Spiegel. Es kommt zu einem Anstieg des LH-Spiegels. Hohe Progesteronspiegel bewirken zusammen mit LH den Eisprung.
Die Lutealphase oder auch Gelbkörperphase wird durch das vom Gelbkörper (der zurückgebliebene Eibalg) produzierte Progesteron bestimmt.
Die Gebärmutterschleimhaut wird zur Sekretion angeregt, Gefäße sprossen ein und wachsen in die Länge (Ausbildung von Spiralarterien) und es werden vermehrt Proteine und Glykogen eingelagert. Der Muttermund schließt sich wieder, der Zervixschleim wird wieder zäh und nimmt an Menge ab. Bei fehlender Befruchtung verödet der Gelbkörper nach genau 14 Tagen zum Corpus albicans (albicans bedeutet „weiß").
Die nachlassende Gelbkörperfunktion bewirkt die Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut, dabei gehen die Gefäße zugrunde und es resultiert die Regelblutung als Zeichen der ausgebliebenen Schwangerschaft.
Die Feststellung der aktuellen Zyklusphase hat Bedeutung im Zusammenhang mit zyklusabhängigen Beschwerden und Zyklusanomalien sowie insbesondere bei unerfülltem Kinderwunsch und Amenorrhoe (ausgebliebene Regelblutung).
Zur Feststellung der Zyklusphase kann ein Regel-Kalender geführt werden in dem das genaue Datum, die Länge und Stärke einer Regelblutung eingetragen werden können. Der Frauenarzt beurteilt den Zyklus auf mögliche Störungen.
Manche Frauen bemerken den Eisprung als sogenannten Mittelschmerz, der sich als plötzlicher ziehender Unterbauchschmerz bemerkbar machen kann. Andere Frauen wiederum nehmen den Eisprung nicht wahr. Natürlich ist der Mittelschmerz kein sicheres Zeichen da es viele Ursachen für einen ziehenden Unterbauchschmerz geben kann.
Durch Einfluss von Progesteron steigt die Körpertemperatur in der Lutealphase nach dem Eisprung um 0,5 °C. Dazu wird die Temperatur axillär oder im Mund Morgens direkt vor dem Aufstehen gemessen. Die Messung der Temperatur sollte stets auf gleiche Weise erfolgen.
Im Zellabstrich bei der gynäkologischen Untersuchung finden sich zyklusabhängig bestimmte Zelltypen der Vaginalschleimhaut, die einen Hinweis auf den jeweiligen Zyklusabschnitt geben.
Das Farnkrautphänomen kann um die Zeit des Eisprungs beobachtet werden (Farnkrautzeichen positiv). Dazu wird Zervixsekret auf einen Objektträger ausgestrichen, bei Zimmertemperatur getrocknet und unter dem Mikroskop betrachtet. Man sieht durch eine Kristallisierung des Schleims ein Farnkrautähnliches Muster.
Da die Phasen durch charakteristische Hormonspiegel gekennzeichnet ist, können auch die Hormone FSH, LH, Östrogen, Progesteron zur Bestimmung der Zyklusphase bestimmt werden. Dies hat fast ausschließlich eine Bedeutung in der Kinderwunschsprechstunde und wird nicht routinemäßig durchgeführt.
Letzte Aktualisierung am 19.11.2021.