Die häufigsten sind Störungen der so genannten Hypothalamus-Hypophysen-Ovarien-Achse, in 50 bis 60 Prozent für eine Sterilität der Frau verantwortlich sind. Diese drei Zentren regulieren über die Ausschüttung von Hormonen den Ablauf des weiblichen Zyklus. Ist ein Teil dieses Regelkreises gestört, treten Zyklusstörungen auf und es kommt in Folge dessen häufig zum Ausbleiben einer Schwangerschaft.
Der Hypothalamus ist dabei die höchste Instanz. Er ist ein Teil des Mittelhirns und leitet Signale an die Hypophyse weiter. Diese funktioniert dann als eine Art Umschaltstation, die Impulse au dem Mittelhirn zum Organismus weiterleitet. Die Eierstöcke (Ovarien) empfangen dann die Informationen der Hypophyse über Hormone, die von der Hypophyse ausgeschüttet, die Ovarien auf dem Blutweg erreichen. In den Eierstöcken reifen dann die Eizellen in so genanten Follikeln heran.
Unter die Hypothalamischen Ursachen fällt zunächst die hypothalamische Insuffiziens. Der Hypothalamus schüttet eine zu geringe Menge des Hormons GnRH aus. Dieses Hormon regt die Hypophyse zur Produktion weiterer Hormone an, die dann die Ovarien stimulieren. Wird zu wenig GnRH abgegeben, resultiert daraus also eine verminderte Reifung der Eizellen in den Ovarien und ein Kinderwunsch bleibt folglich unerfüllt.
Auch andauernder, Stress oder psychische Belastungsstituationen können sich negativ auf den Hypothalamus auswirken. Daneben können Essstörungen wie eine Magersucht oder Bulimie sowie starke Gewichtsschwankungen eine verminderte Akitivität des Hypothalamus herbeiführen. Auch ein übertriebenes Muskeltraining kann den Hypothalamus hemmen.
Zu den hypophysären Ursachen der Sterilität zählt vor allem die so genannte Hyperprolaktinämie, also eine vermehrte Ausscheidung des Hormons Prolaktin durch die Hirnanhangdrüse. Eine Überproduktion von Prolaktin kann zu Störungen der Eireifung führen, was meist Zyklusstörungen mit sich bringt.
Die Zyklen können kürzer (Polymenorrhoe) oder länger sein (Oligomenorrhoe) als gewöhnlich. In seltenen Fällen kann die Menstruation auch gänzlich ausbleiben (Amenorrhoe).Dies kann durch die Einnahme bestimmte Medikamente, wie beispielsweise Antidepressiva, Phenothiazide, Cimetidin oder Metoclopramid, herbeigeführt werden. Auch bestimmte Hirntumoren, wie das Prolaktinom im Bereich der Hypophyse können zur vermehrten Ausscheidung von Prolaktin führen. Neben der Hyperprolaktinämie kann jedoch auch eine Hypophyseninsiffiziens
( Sheehan-Syndrom) eine Sterilität verursachen.
Ovarielle Ursachen einer Sterilität können genetisch bedingt sein, oder auch durch Tumoren im Bereich der Eierstöcke oder eine Endometriose herbeigeführt werden. Auch das sogenannte Climakterium praecox, also ein verfrühtes Eintreten in die Wechseljahre, zählt zu den ovariellen Ursachen einer Sterilität.
Daneben kann natürlich auch im Bereich der Eierstöcke ein Hormonmangel auftreten,
der die Fruchtbarkeit vermindert. Man spricht dann von einer Hypergonadotropen Ovarialinsuffiziens. In diesem Fall liegt eine Fehlfunktion der Eierstöcke vor und es wird eine zu geringe Menge des Hormons Östrogen gebildet.
Die Hypophyse reagiert auf diesen Mangel mit einer vermehrten Ausschüttung von Hormonen, die die Ovarien stimulieren (LH und FSH). Durch die hohe Konzentration von Hypothalamus-Hormonen bleibt die Regelblutung der Frau aus und es komm zur Unfruchtbarkeit. Eine Hypergonadotrope Ovarialinsuffiziens kann beispielsweise durch bestimmte Medikamente (Zytostatika) oder eine Strahlentherapie verursacht werden.
Ein gänzliches Ausbleiben des Eisprungs (fehlende Ovulation) und eine daraus resultierende Sterilität kann beispielsweise auch durch eine so genannte Gelbkörperschwäche (Corpus-Luteum-Insuffiziens) verursacht werden.
Der Gelbkörper ist die Hülle, die die Eizelle im Eierstock umgeben hat und die überbleibt, wenn der Eisprung erfolgt ist. Nach dem Eisprung produziert der Gelbkörper Hormone, das so genannte Progesteron. Dieses Hormon bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vor. Der Gelbkörper erhält also mit der Bildung von Progesteron eine Schwangerschaft aufrecht, bis der Mutterkuchen reif genug ist, diese Hormonproduktion zu übernehmen.
Falls keine Befruchtung der Eizelle nach dem Eisprung stattfindet, bildet sich der Gelbkörper zurück.Bei einer Gelbkörperinsuffiziens ist diese Gelbkörperphase, in der die Produktion von Progesteron stattfindet, zu kurz. Die Gebärmutter kann sich nicht auf eine Schwangerschaft vorbereiten und eine befruchtete Eizelle kann sich nicht einnisten. Eine Gelbkörperinsuffiziens kann durch die Messung der Basaltemperatur diagnostiziert werden.
Des Weiteren kann auch eine so genannte Hyperandrogenämie eine Sterilität verursachen. Androgene sind männliche Sexualhormone, die vor allem in den Hoden, in kleinen Mengen jedoch auch in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde produziert werden. Liegt ein Überangebot von Androgenen vor, wird die Hypophyse zur Ausschütung von LH und FSH stimuliert. Die führt zu Reifungsstörungen im Bereich der Eierstöcke und der Eisprung bleibt im schlimmsten Falle ganz aus.
Neben diesen Störungen in den für den Zyklus verantwortlichen Regulationszentren können auch Erkrankungen außerhalb dieses Regelkreises zum Auftreten einer Unfruchtbarkeit führen (extragenitale Ursachen).
Zu diesen zählen beispielsweise Schilddrüsenüber- oder unterfunktionen, Störungen im Bereich der Nebennierenrinde oder ein Diabetes mellitus. Aber auch ein zu hoher Alkohol oder Nikotinkonsum kann sich so negativ auf den Hormonhaushalt auswirken, dass Fruchtbarkeitsstörungen die Folge sind.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.