Das Toxinschocksyndrom (TSS) ist eine akute Infektionskrankheit, die mit hohem Fieber, Schock, Hautausschlag, Durchfällen und Gliederschmerzen einhergeht, meist während der Menstruation auftritt und direkt durch Bakterien (Staphylokokkentoxine) verursacht wird.
Das Toxinschocksyndrom wurde zum ersten Mal in den USA im Jahre 1978 bei Kindern zwischen 8 bis 17 Jahren beschrieben. 1980 wurden 700 ähnliche Fälle, vorwiegend junge Frauen, die Tampons benutzten, beobachtet.
Seit 1981 ist das Krankheitsbild viel seltener geworden - dank Aufklärung und der Rücknahme von superabsorbierenden Tampons vom Markt.
Das Bakterium Staphylococcus aureus findet sich nur in geringer Zahl in der normalen Scheidenflora. Unter günstigen Bedingungen, zum Beispiel Tampons, aber auch bei anderen Eintrittspforten wie Infektionen und Operationswunden, kann der Erreger sich vermehren und das Gift TSST-1 (Toxic-Shock-Syndrom-Toxin-1) bilden.
Dieser Giftstoff löst als sogenanntes Superantigen durch die Aktivierung von bis zu 20 Prozent des gesamten Leukozytenbestandes (weiße Blutkörperchen) eine massive Freisetzung von chemischen Botenstoffen (Zytokinen) aus, die zu den typischen Symptomen führen. Bei mindestens 1/3 der TSS-Fälle ist das TSST-1 nicht verantwortlich (nicht menstruelles TSST-1).
Das TSST-1 produzierende Bakterium kommt bei gesunden Menschen und vor allem bei Kindern im Nasen-Rachen-Raum vor. Es wird vermutet, dass sich das Syndrom unter Ausbleiben von Antikörperbildung, einer speziellen Immunschwäche gegen das Toxin, ausbildet.
Das TSS beginnt plötzlich mit hohem Fieber (38.9 bis 40.5 °C). Sehr schnell entwickeln sich Kopfschmerzen, Müdigkeit, rote Augen, Verwirrung und eventuell Durchfall und Erbrechen.
Ein sonnenbrandähnlicher Ausschlag breitet sich über den ganzen Körper aus. Im Verlauf von 48 Stunden kann sich ein Schock mit Bewusstseinsverlust ausbilden.
Zwischen dem 3. und 7. Tag schält sich die Haut an den Händen und Füßen ab. Meist in der 1. Woche werden häufig die Organe Niere, Leber und Muskeln geschädigt. Auch andere Organe wie Herz und Lunge können betroffen sein. Die Ausheilung ist nach Krankheitsbeendigung meist vollständig.
Die folgenden Beschwerden wurden 1980 vom Center for Disease Control in den USA als CDC-Kriterien zusammengefasst.
CDC-Kriterien (Center for Disease Control, Atlanta)
Die Diagnose wird anhand der Beschwerden, der Anamnese (Krankengeschichte) und Erreger/Toxinnachweis gestellt.
Insbesondere im Anfangsstadium der Erkrankung ist die Diagnose aufgrund der unspezifischen Symptomatik schwer zu stellen.
Folgende Erkrankungen laufen ähnlich ab und müssen ausgeschlossen werden:
• Kawasaki Syndrom (mukokutanes Lymphknotensyndrom)
• Bakterielle Sepsis (Blutvergiftung)
• Meningitis
• Scharlach
• Masern
• Rocky Mountain Spotted Fever
• SSSS (Staphylococcal scalded skin syndrome)
• Stevens Johnson Syndrom
Bei Verdacht ist sofort eine Krankenhauseinweisung zu veranlassen.
Tampons und andere Fremdkörper werden zunächst entfernt. Der Flüssigkeits- und Elektrolytmangel wird durch intravenöse Flüssigkeit- und Elektrolytgabe wieder ausgeglichen. Bei fortschreitendem Schock kann auch eine Intensivbehandlung mit Beatmung und/oder Dialyse vonnöten sein.
Staphylokokkenwirksame Antibiotika (z.B. Oxacillin oder Flucloxacillin mit Clindamycin) werden bei Verdacht frühzeitig über 10 Tage verabreicht.
Einige Autoren schildern auch den erfolgreichen Einsatz von Steroiden und Immunglobulinen. Dies ist jedoch noch nicht hinreichend belegt worden.
Es gibt milde Verläufe, die gar nicht erst als TSS erkannt werden. Darüber hinaus gibt es schwere Verläufe die unbehandelt zu Schock, Organversagen und zum Tode führen können.
Die Sterblichkeit beträgt bei voll ausgebildetem menstruellen TSS zwei bis fünf Prozent beim nicht menstruellen Syndrom acht bis elf Prozent. Rückfälle werden oft erlitten, wenn in den vier nachfolgenden Monaten erneut Tampons verwendet werden ohne dass eine ausreichende Antibiotikabehandlung stattgefunden hat (Rückfallrate bis zu 67 Prozent).
Letzte Aktualisierung am 15.09.2021.