Der Begriff Arthrose bedeutet Gelenkabnutzung bzw. Gelenkverschleiß, der das altersübliche Maß übersteigt. Dagegen ist die Arthrose in der Medizin definiert als ein zunehmender, altersabhängiger Knorpelabrieb der Gelenke des Körpers. Dieser Abrieb kann schleichend erfolgen (latente Arthrose) oder in eine schmerzhafte Erkrankung übergehen (aktivierte Arthrose). Mit der Zeit werden auch Knochen, Muskeln, Gelenkkapsel, Gelenkschleimhaut und Bänder in Mitleidenschaft gezogen.
Die Abnutzungserscheinungen können äußerst schmerzhaft sein. Die Arthrose kann an allen Gelenken auftreten, bevorzugt jedoch an jenen Gelenken, die im Alltag am stärksten strapaziert werden. Am häufigsten sind die Wirbelsäule, Hüft-, Knie-, Hand- oder Fußgelenke betroffen. Letztendlich kann die Arthrose zu einer Gelenkzerstörung führen. Das Gelenk verliert mit der Zeit zunehmend seine Form, daher wird sie auch als Arthrosis deformans bezeichnet.
Die Erkrankung ist nicht heilbar. Man kann lediglich das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und die Beschwerden lindern. Grundsätzlich können alle Gelenke von der Arthrose betroffen sein.
Man unterscheidet die primäre und sekundäre Arthrose:
Weltweit ist die Arthrose die am häufigsten auftretende Erkrankung der Gelenke. Fast alle Menschen sind im Lauf ihres Lebens mehr oder weniger stark von Arthrose betroffen. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts und des Statistischen Bundesamtes leidet in Deutschland fast jeder 10. bis 20. zwischen 50 und 60 Jahren unter Arthroseschmerzen in den Knien oder Hüften. Ältere Menschen und Frauen sind viel häufiger betroffen.
Häufigkeit der Arthrose bezogen auf Gelenke: Kniearthrose (Gonarthrose > Hüftarthrose (Koxarthrose) > restliche Gelenke.
Eine gängige Klassifikation der Arthrose ist die so genannte Outerbridge Klassifikation. Sie findet Anwendung besonders im Bereich der Kniegelenksarthrose. Einteilung nach Outerbridge:
Hier eine kleine Liste der möglichen Arthroseformen im Körper, die sich namentlich auf das jeweils betroffene Gelenk beziehen:
Bezeichnungen der Arthrose in Bezug auf den Status bzw. die Herkunft der Arthrose:
Vorstufe der Arthrose. Ursache kann etwa eine Unterentwicklung eines Gelenkes sein (angeborene Hüftkopfdysplasie).
Fehlstellung eines Gelenkes, die durch eine Verletzung hervorgerufen wurde und zu einem vorzeitigen Verfall führt.
Die Arthrose tritt an vielen Gelenken gleichzeitig auf.
Ein Falschgelenk, welches aus einem nicht verheilten Knochenbruch entstanden ist.
Arthrose entwickelt sich, wenn ein Ungleichgewicht zwischen der Belastungsfähigkeit eines Gelenkes und der tatsächlichen Belastung besteht. Der Gelenkknorpel wird von der Gelenkflüssigkeit und den Gefäßen des Knochens ernährt, da es selbst keine Blutgefäße hat. Dies ist auch der Grund, weshalb der Gelenkknorpel eine schlechte Heilungstendenz hat. Der Knorpel ist so aufgebaut, dass Belastungen sich gleichmäßig über den Knorpel verteilen.
Für die Ernährung des Knorpels ist sogar eine gesunde Belastung erforderlich, da durch Be- und Entlastung der Knorpel ähnlich einem Schwamm ausgepresst wird und dadurch die Ernährung über die Gelenkflüssigkeit verbessert wird.
Warum einige Menschen schon in jungen Jahren an Arthrose erkranken und andere wiederum nicht, ist noch unklar. Wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren eine Rolle.
Risikofaktoren für eine Arthrose:
Der primären Arthrose liegt keine erkennbare Ursache zugrunde. Sie stellt die klassische, altersbedingte Arthrose dar. Der Knorpelabrieb wird hier vor allem durch genetische Einflussfaktoren bestimmt.
Ursachen der sekundären Arthrose sind Fehlstellungen, Unfälle mit bleibenden Gelenkschäden oder Infektionen u.v.m.
Mögliche Ursachen einer Arthrose:
Bei einer physiologischen Hüftstellung wird eine deutlich größere Fläche mechanisch belastet, als bei einer dysplastischen Hüfte. Die Belastungen verteilen sich im wesentlichen auf die Hauptbelastungszone(n). Bei einer kleineren Zone tritt demnach eine höhere Druckbelastung auf, als bei einer größeren Zone.
Durch die Folgen einer Verletzung kann es zu einem vorzeitigem Verschleiß kommen, welches in der Medizin auch als posttraumatische Arthrose bezeichnet wird. Weitere Ursachen einer sekundären Arthrose können entzündliche, mechanische, metabolische, chemische, trophische, hormonelle, neurologische und genetische Faktoren sein. Die Entstehung der Arthrose wird in den meisten Fällen als idiopathisch angesehen.
Eine Arthrose kann auch durch Medikamente hervorgerufen werden. Vor allem Chemotherapeutika führen in schlecht vaskularisierten (durchbluteten) Geweben zu irreversiblen Schäden am Bindegewebe. In der Regel sind diese Schäden bei Kindern und Jugendlichen in der Wachstumsphase ausgeprägter.
Diese Antibiotika führen wiederum beim Erwachsenen zu einem beschleunigten physiologischen Abbau des hyalinen Gelenkknorpels. Auch die jahrelange Behandlung mit Marcumar kann durch eine Abnahme der Knochendichte bei Belastungen der Gelenkbinnenstruktur, die Entstehung einer Arthrose begünstigen.
Im folgenden noch eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ursachen:
Die ersten Anzeichen einer Arthrose können sehr unspezifisch sein. Die Erkrankung kann auch symptomlos verlaufen.
Typisch für eine Arthrose sind:
Mit zunehmender Abnutzung der Gelenkoberfläche verstärken sich auch die Beschwerden. In der Anfangsphase macht sich die Arthrose vor allem bei stoßartigen Belastungen bemerkbar. Der Ausmaß der Schmerzen korreliert jedoch nicht unbedingt mit dem objektiv beurteilbaren Ausprägungsgrad der Arthrose.
Der Grund dafür ist, dass der Knorpelabrieb als solcher keine Schmerzen verursacht, sondern die Schleimhautentzündung des Gelenkes (Synovitis/Synovialitis), die durch die Knorpelpartikel ausgelöst werden kann. Im weiteren Verlauf kommen Ruheschmerzen und sogar nächtliche Schmerzen hinzu. Mit der Zeit verformen sich die Gelenke und werden unbeweglich.
Für die Diagnosestellung der Arthrose sind die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese), die klinische (körperliche) Untersuchung und gegebenenfalls bildgebende Diagnostik erforderlich.
Bei der Anamnese berichtet der Patient vor allem über seine Gelenkschmerzen und zu welchen Zeiten bzw. bei welchen Gelegenheiten dieser Schmerz auftritt. Des Weiteren sind für den Arzt richtungweisend das Alter des Patienten, seine berufliche und sportliche Tätigkeit und die Familiengeschichte.
Die körperliche Untersuchung ist besonders wichtig und unerlässlich. Es können typische Krankheitszeichen wie Deformität, Gelenkgeräusche oder Schwellung erhoben und mit dem eigenen Erfahrungsschatz abgeglichen werden. Bei der klinischen Untersuchung werden vor allem die Gelenkkontur, Funktion, Bandstabilität und die umgebende Muskulatur begutachtet.
Durch eine Röntgenuntersuchung lassen sich Veränderungen am Knochen und der Grad der Abnutzung erkennen. Das Röntgen ist demnach ein entscheidendes bildgebendes Verfahren zur Diagnostik einer Arthrose, auch wenn der Knorpelabrieb selbst im Röntgenbild nicht darstellbar ist, weil das Knorpelgewebe für Röntgenstrahlen völlig strahlendurchlässig ist. Trotz allem kann man aufgrund der sekundären Arthroseveränderungen den Schweregrad einer Arthrose gut einschätzen.
Auf dem Röntgenbild sind folgende Veränderungen erkennbar:
Die Therapie der Arthrose sollte folgende Ziele verfolgen:
Bisher gibt es keine, die Ursache behebende Therapie der Arthrose. Die Arthrose ist also nicht heilbar. Es gibt zwar eine Vielzahl von Knorpelaufbaupräparaten, die verschiedene Dinge enthalten können, aber bisher fehlt der wissenschaftliche Beweis für ihre knorpelaufbauende Wirkung. Auch eine angebliche Beeinflussung des Voranschreiten eines Knorpelverlustes ist nicht sicher nachweisbar. Die auf dem Markt befindlichen Präparate sind jedoch relativ unschädlich, so dass es an den Erfahrungen des Arztes und am Patienten selbst liegt, ob ein derartiger Therapieversuch ausprobiert werden soll. Verschiedene Maßnahmen können zu einer deutlichen Erleichterung der Beschwerden führen.
Zu den Therapiemöglichkeiten zählen:
Die Anwendung von Wärme- und Kältebehandlung, Massagen, Mobilisierung, Elektrotherapie, Koordinationsschulung und anderen Maßnahmen sowie der Krankengymnastik können vielen Arthrose-Patienten Linderung verschaffen. Sie stärken die Muskulatur und stützen dadurch die Gelenke.
Zudem sollten die Gelenke entlastet werden, da Fehl- und Überlastung den Gelenkverschleiß beschleunigen. Übergewichtige Patienten sollten also primär ihr Körpergewicht reduzieren.
Zur Entlastung stehen zudem orthopädische Hilfsmittel wie Handstock, Innenranderhöhungen der Schuhe oder Pufferabsätze zur Verfügung. Dadurch kann man Fehlstellungen ausgleichen und unter Umständen die Arthrose-Beschwerden lindern.
Eine Bewegung der Gelenke ohne Belastung führt zu einer besseren Knorpelernährung, welches wiederum das Fortschreiten der Arthrose verlangsamt. Empfohlen werden vor allem Schwimmen oder Fahrrad fahren mit sehr leichten Gängen.
Medikamente der Arthrose werden zur Schmerzreduktion und Entzündungshemmung systemisch und/oder lokal eingesetzt. Hierzu werden vor allem nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR), Kortison, SYSADOA (Symptomatic Slow Acting Drugs wie Glukosaminsulfat) und die therapeutische Lokalanästhesie eingesetzt. In schweren Fällen kann das stark entzündungshemmende Kortison direkt in das Gelenk gespritzt werden.
Eine weitere Möglichkeit bietet die Hyaluronsäure. Sie wird in das Gelenk gespritzt und wirkt als Gelenkschmiere. Bei manchen Patienten führt die Hyaluronsäure für einen gewissen Zeitraum (sechs bis zwölf Monate) zu einer wesentlichen Beschwerdebesserung. Um den gewünschten Effekt zu erzielen sind meist mehrere (drei bis sechs) Injektionen notwendig. In der Regel werden die Kosten für diese Medikamente nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Eine weitere Therapieoption bietet die Interleukin-1-Antagonist-Therapie (IL-1-Antagonist). Hierzu wird aus dem Blut des Patienten ein IL-1-Antagonist gewonnen und in das erkrankte Gelenk injiziert. Dadurch wird das am Krankheitsgeschehen beteiligte Interleukin-1 in seiner schädigenden Funktion gehemmt. Die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Therapie konnte in Studien nachgewiesen werden.
In den meisten Fällen endet eine vergebliche Arthrosetherapie in operativen Maßnahmen. Zu den operativen Therapiemöglichkeiten der Arthrose gehören:
Die Endoprothese ist die definitive langfristige Lösung einer Arthrose. In der Regel treten kaum Komplikationen auf, diese können jedoch wenn vorhanden, dramatische Folgen haben. Die Prothesenlockerungen nach Standzeiten von mehr als zehn Jahren, werden nicht als Komplikation angesehen, da sie als ein noch nicht verhindernder natürlicher Vorgang zählt. Erforderliche Wechseloperationen sind wesentlich aufwändiger als die Primäroperation und lassen sich nicht beliebig oft wiederholen, da jedes Mal mehr Knochensubstanz verbraucht wird. Dies ist unter anderem der Grund, warum man die Erstimplantation bis ins 6. Lebensjahrzehnt herauszögert.
Die Endoprothese wird vor allem im Bereich des Hüft- und Kniegelenks eingesetzt. Bei diesem Eingriff wird das verschlissene Gelenk durch ein künstliches Gelenk aus hochwertigem Metall und Kunststoff ersetzt. Nach der Operation ist ein rund zweiwöchiger Krankenhausaufenthalt notwendig. Im Anschluss erfolgt ein physiotherapeutisches Trainingsprogramm, bei dem die Muskeln wieder aufgebaut werden und der Umgang mit dem neuen Gelenk geübt wird.
Das künstliche Gelenk kann, abhängig von der körperlichen Aktivität bzw. der Beanspruchung der Prothese, bis zu zwanzig Jahren oder länger funktionsfähig bleiben. Der richtige Zeitpunkt für einen künstlichen Gelenkersatz bei Arthrose ist abhängig von den Schmerzen des Patienten sowie den Veränderungen auf dem Röntgenbild.
Zu den arthroskopischen Techniken gehören das Shavin, Pridie-Bohrung oder die Implantation von Carbon-Stiften. Alle diese Methoden dienen der Anfrischung degenerativ, veränderter Regionen des Gelenkknorpels.
Leider ist eine Arthrose nicht heilbar. Bereits entstandene Schäden und Verformungen an der Knochensubstanz lassen sich bisher nicht rückgängig machen. Die Therapie richtet sich vor allem darauf, dass schnelle Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern oder die Beschwerden zu lindern. Die Prognose ist demnach insgesamt eher ungünstig. Natürlich ist dies kein Grund, die therapeutischen Möglichkeiten nicht voll auszuschöpfen.
Letzte Aktualisierung am 09.08.2021.