Die Pille darf von nahezu allen Frauen eingenommen werden. Sie eignet sich für junge Frauen bis hin zu Frauen in den Wechseljahren. Die Verträglichkeit lässt sich im Voraus für den Einzelnen nicht vorhersagen. Nach einem ausführlichen Gespräch und einer gründlichen gynäkologischen Untersuchung entscheidet der Arzt, welches Präparat für Sie geeignet ist oder ob Gründe gegen eine hormonelle Verhütung vorliegen.
Allgemeine Angaben zur Einnahme der Pille
Die Einnahme beginnt am ersten Tag der Regelblutung. Vom ersten Tag an bietet die Pille einen Schutz. Insgesamt wird die Pille 21 Tage eingenommen, wobei die Einnahme immer zur gleichen Zeit erfolgen sollte. Am günstigsten ist die abendliche Einnahme, z.B. nach dem Zähneputzen.
Normalerweise kann eine vergessene Pille innerhalb von 12 Stunden problemlos nachgeholt werden. Bei mehr als 12 Stunden schützt sie nicht mehr zuverlässig, so dass man bis zur nächsten Monatsblutung zusätzlich verhüten muss. Auch in diesem Fall sollte die Einnahme jedoch weiter erfolgen.
Nach der letzten Pilleneinnahme folgt dann die einwöchige Pillenpause (Einnahmepause), während der die Frau ihre Monatsblutung (Abbruchblutung) bekommt. Aufgrund des Hormonabfalls wird die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut wieder abgestoßen und es kommt zur Blutung. Die Regelblutung ist hier aber wesentlich kürzer, schwächer und weniger schmerzhaft als die gewöhnliche Regelblutung. Im Anschluss beginnt man mit einer neuen Packung, auf die nach 21 Tagen die nächste Unterbrechung folgt. Während der gesamten Zeit, also auch während der einwöchigen Pause besteht eine Empfängnisverhütung. Die Pille kann auch zur Vorverlegung oder/und Verschiebung der Menstruation genutzt werden.
Während die Kombinationspräparate im Rhythmus „21 Tage Pille, 7 Tage Pause" eingenommen werden, erfolgt die Einnahme von Minipillen durchgängig. Auch die Minipille muss stets zur gleichen Zeit, maximal mit drei Stunden Verschiebung eingenommen werden.
Man unterscheidet in der Regel folgende Präparate:
Kombinationspräparate
Kombinationspräparate bestehen sowohl aus Östrogen als auch Gestagen. Ihre Wirkung entfalten sie, indem sie verhindern, dass in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) ein spezielles Hormon, das Gonadotropin, gebildet wird. Normalerweise bewirkt das Gonadotropin den Eisprung. Wird die Produktion eingestellt bzw. gehemmt, so unterbleibt der monatliche Eisprung und damit fehlt eine zur Befruchtung notwendige Eizelle. Diese Wirkung beruht in erster Linie auf dem Östrogenanteil.
Dagegen hat das Gestagen andere schwangerschaftsverhütende Wirkungen:
- Es führt zu Veränderungen im Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, dadurch wird die Einnistung einer befruchteten Eizelle erschwert.
- Es führt zu Veränderungen der Schleimkonsistenz im Gebärmutterkanal. Dies verhindert bzw. beeinträchtigt den Eintritt von Spermien in die Gebärmutter.
- Das Gestagen beschleunigt zudem den Transport der Eizelle im Eileiter, welches den Zeitraum einer möglichen Befruchtung verringert.
Zu den Kombinationspräparaten zählen:
- Ein-Phasen-Pille (Kombinationspille)
Die Ein-Phasen-Pille bzw. das einstufige Einphasenpräparat enthält eine feste Kombination aus Östrogen und Gestagen, deren Dosierung über den gesamten Zeitraum der Einnahme konstant bleibt. Das bedeutet also, dass die am ersten Tag einzunehmende Pille die gleiche Zusammensetzung hat wie die am letzten Tag verwendete.
- Sequenzpräparate
Sequenzpräparate, auch Zwei-Phasen-Pille genannt, enthalten in der ersten Woche nur Östrogen und in den folgenden zwei Wochen Östrogen und Gestagene. Die Hormongabe entspricht dabei den natürlichen Schwankungen des weiblichen Hormonspiegels.
Es gibt auch zweistufige Einphasenpräparate, deren Gestagendosis in der ersten Hälfte des Zyklus geringer ist und in der zweiten etwas höher, z.B. Sequilar®, bei konstantem Östrogengehalt.
- Dreistufenpräparate
Dreistufenpräparate gehen noch stärker und feiner auf die Hormonkonzentrationsschwankungen der Frau ein, als die Zweistufenpräparate. Die Östrogen-Hormondosis variiert in drei Stufen. Man dosiert bei diesen Pillen wie folgt: Zunächst 6 Tage Östrogen und Gestagen, dann 5-6 Tage Östrogen und Gestagen in leicht erhöhter Menge und im letzten Drittel 10 Tage reduzierte Östrogendosis und erhöhte Gestagendosis.
- Mikropille
Die Mikropille besteht aus einer schwachen Östrogendosis und einem geringen Gestagenanteil.
Einphasenpräparate
Zu den Einphasenpräparaten gehören:
- Minipille
Die Minipille enthält in minimaler Konzentration nur das Gestagen. Daher findet bei herkömmlichen Minipillen keine Hemmung des Eisprungs statt. Die Wirkung beruht vielmehr auf einer Veränderung der Gebärmutterschleimhaut und des Schleims im Gebärmutterkanal. Dadurch können die Samenzellen nicht mehr in die Gebärmutter eindringen oder im Falle einer Befruchtung, sich die Eizelle nicht mehr einnisten. Eine wichtige Besonderheit ist, dass die körpereigene Hormonproduktion kaum beeinflusst wird. Sie ist daher besonders für Jugendliche geeignet.
In Deutschland gibt es seit kurzem auch eine östrogenfreie Pille, die so zuverlässig wie Kombinationspillen und verträglich wie herkömmliche Minipillen ist. Sie beruht auf einem zweifachen Wirkprinzip: Zum einen wird der Zervixschleim verdickt und somit die Befruchtung der Eizelle erschwert und zum anderen wird der Eisprung zuverlässig gehemmt. Mit dem Wirkstoff Desogestrel wird die Ausschüttung der Hormone FSH und LH unterdrückt, welche für die Reifung der Eizellen und den Eisprung verantwortlich sind. Der Pearl-Index liegt zwischen 0,1 und 0,4. Versäumen Sie gelegentlich die Einnahme der östrogenfreien Pille, so können Sie diese innerhalb von 12 Stunden nachholen, ohne dass dabei die empfängnisverhütende Wirkung nachlässt.
Pille für den Mann
Derzeit befindet sich die Pille für den Mann noch im klinischen Versuchsstadium mit freiwilligen Probanden.
Die ersten Versuche wurden bereits in den 1960er und 1970er Jahren mit Baumwollsamenöl durchgeführt, jedoch mit wenig Erfolg. Zwar wurde eine Verhütung erreicht, doch sie führte in 30 Prozent der Fälle zu einer dauerhaften Zeugungsunfähigkeit.
Heute erhalten die freiwilligen Probanden Gestagene in Tablettenform, die eine Wirkung auf die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) haben und auf diesem Wege die Freisetzung eines Hormons, das für die Bildung der Spermien notwendig ist, unterdrückt. Zudem wird die Bildung des männlichen Sexualhormons Testosteron unterdrückt. Die Probanden bekommen aus diesem Grund das Testosteron von außen zugeführt. Sie bekommen einmal im Monat das Testosteron intramuskulär gespritzt. Die orale Einnahme des Testosterons ist nicht sinnvoll, da das Testosteron bereits in der Leber angebaut wird.
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit werden zurzeit noch getestet (bisher wenig erfolgreich). Es kann also noch einige Jahre dauern bis solche Präparate auf den Markt kommen.
Was tun, wenn man die Pille vergisst?
Keine Panik, wenn Sie einmal die Pille vergessen haben. Sobald Sie sich daran erinnern, sollten Sie die fehlende Tablette einnehmen, spätestens jedoch nach 12 Stunden. In diesem Fall besteht auch für den Rest des Monats der volle Empfängnisschutz. Die nächste Pille sollte dann wieder zur gewohnten Zeit eingenommen werden, auch wenn das bedeutet, dass Sie zwei Pillen an einen Tag einnehmen.
Wenn mehr als zwölf Stunden vergangen sind, ist der Empfängnisschutz leider nicht mehr garantiert. Auch in diesem Fall sollte die vergessene Pille sofort eingenommen werden. Um den Monatszyklus nicht zu stören, müssen Sie den Rest der Pillenpackung wie gewöhnlich zur gleichen Zeit weiter einnehmen. Kommt es in dieser Zeit zu Blutungen, sollten Sie mit ihrem Arzt sprechen. In der Regel wird er Ihnen raten die Pilleneinnahme zu beenden und eine Pause von sieben Tagen einzulegen. Im Anschluss beginnen Sie dann mit einer neuen Packung.