Bei der Harnröhrenentzündung (Urethritis) hat sich die Schleimhaut im Bereich der Harnröhre akut entzündet.
Die Harnröhre, oder auch Urethra, ist der Ausscheidungsweg, auf dem der Urin von der Blase nach außen gelangt. Die Harnröhre des Mannes ist wesentlich länger als die der Frau. Ein weiterer Unterschied der Geschlechter besteht darin, dass beim Mann die Harnröhre gleichzeitig auch Ausführungsgang für die Samenflüssigkeit ist.
Die sogenannte unspezifische Urethritis ist neben der durch Gonokokken ausgelösten Urethritis (Gonorrhoe, Tripper) die häufigste sexuell übertragene Erkrankung.
Die Harnröhrenentzündung kann sowohl durch Gonokokken, den Erregern der Gonorrhoe, als auch durch sogenannte nicht-gonorrhoesche Bakterien ausgelöst werden. Daneben können auch Viren oder Pilze eine Urethritis auslösen.
Diese Erreger werden häufig durch Geschlechtsverkehr übertragen, was dann auch als "Flitterwochenurethritis" bezeichnet wird.
Bei den nicht-gonorrhoeschen Erregern unterscheidet man weiter zwischen:
Auch instrumentelle Eingriffe, wie eine Endoskopie der Harnröhre, können zur Entstehung einer Urethritis beitragen. Diese wird dann als posttraumatische Urethritis bezeichnet, da sie auf dem Boden kleiner Verletzungen der Harnröhre entsteht.
Die Inkubationszeit, also der Zeitraum vom Erstkontakt mit den Erregern bis zum tatsächlichen Krankheitsausbruch, beträgt bei der nicht gonorrhoeschen Urethritis etwa ein bis fünf Wochen.
Die Betroffenen bemerken meist einen eitrigen Ausfluss aus der Urethra (das so genannte Bonjour-Tröpfchen) sowie ein Brennen beim Wasserlassen.
Das Ausmaß der Symptome ist sehr variabel. Meist haben Frauen geringere Beschwerden als Männer.
Unbehandelt kann eine Urethritis jedoch unangenehme Folgen nach sich ziehen: Beim Mann kann die Infektion aufsteigen und eine Epididymitis auslösen. Durch diese sehr schmerzhafte Entzündung der Nebenhoden kann im schlimmsten Falle eine Zeugungsunfähigkeit resultieren.
Bei Frauen können vor allem Chlamydieninfektionen in 20 Prozent der Fälle eine Adnexitis, also eine Entzündung der Eierstöcke und Eileiter auslösen. Die Folgen sind häufig Sterilität durch einen Tubenverschluss. Steigt die Infektion weiter auf kann sich aus der Adnexitis im schlimmsten Fall eine Bauchfellentzündung entwickeln. Selten kann auch ein so genanntes Fitz-Hugh-Curtis-Syndrom entstehen. Bei dieser Erkrankung steigt die Infektion ebenfalls von den Geschlechtsorganen zu den Abdominalorganen auf und befällt die Leber. Meist ist dabei die Leberkapsel von der Entzündung betroffen.
Bei Neugeborenen droht bei Infektion der Mutter mit Chlamydia trachomatis in 15 Prozent eine Chlamydien-Pneumonie (Lungenentzündung) oder in 50 Prozent eine Chlamydien-Konjunktivitis (Bindehautentzündung).
Besteht der Verdacht einer Urethritis müssen in jedem Fall Abstriche aus der Harnröhre entnommen werden. Diese Abstriche werden angefärbt und unter dem Mikroskop untersucht, um den Erreger der Harnröhrenentzündung zu identifizieren.
Daneben kann aus dem Abstrichmaterial auch eine Blutkultur angelegt werden. Diese liefern jedoch erst nach einigen Tagen sichere Ergebnisse.
Es ist auch eine Untersuchung des Partners notwendig.
Beim so genannten Reiter-Syndrom, bestehen Urethritis, Konjunktivtis (Bindehautentzündung) und Arthritis (Gelenkentzündung) nebeneinander. In diesem Fall liegt eine schwere Allgemeinerkrankung vor, die meist erblich durch das HLA-B27 Gen bedingt ist. Sie kann sich jedoch auch aus einer zunächst einfachen Urethritis entwickeln, wenn diese nicht ausbehandelt wird.
Daneben sollte im Falle einer Harnröhrenentzündung ausgeschlossen werden , dass eine Gonorrhoe oder gar ein bösartiger Tumor der Harnröhre (Urethrakarzinom) vorliegen.
Die Urethritis kann durch die Gabe eines geeigneten Antibiotikums sehr gut therapiert werden. Ciprofloxacin oder Ofloxacin sind wirksame Präparate gegen die meisten Erreger von Harnröhrenentzündungen.
Da die Urethritis meist durch Geschlechtsverkehr übertragen wird, ist es ratsam, auch den Partner mitzubehandeln. Außerdem sollt auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden, bis die Entzündung ausgeheilt ist.
Um eine Urethritis von vorn herein zu verhindern, sollten beim Geschlechtsverkehr immer Kondome verwendet werden.
Um eine Infektion von Neugeborenen unter der Geburt auszuschließen, kann direkt nach der Geburt die so genannte Crede´ Prophylaxe durchgeführt werden. Dabei wird dem Neugeborenen Augentropfen in den Bindehautsack gegeben, die die Erreger abtöten.
Bei einer effektiven und rechtzeitigen Behandlung der Entzündung ist die Prognose sehr gut und die Erkrankung heilt folgenlos wieder aus.
Da die Beschwerden bei der Urethritis oft jedoch nur sehr gering ausgeprägt sind, wird sie in vielen Fällen zu spät erkannt. Dies kann zu aufsteigenden Infektionen und damit verbundenen Komplikationen führen.
Letzte Aktualisierung am 06.08.2021.