Die U1 ist die erste Früherkennungsuntersuchung, die beim Kind durchgeführt wird. Sie erfolgt unmittelbar nach der Geburt. Mit der U1 kann kontrolliert werden, ob lebenswichtige Organsysteme funktionieren. Des Weiteren wird überprüft, ob auffällige Veränderungen vorliegen, wie Fehlbildungen.
Die U1 erfolgt bei jedem Baby direkt im Anschluss an die Geburt, damit sofort eventuelle lebensbedrohliche Verhältnisse erkannt werden können. Normalerweise wird die Untersuchung von einem Arzt durchgeführt. Bei Entbindungen, die beispielsweise zu Hause ohne Arzt erfolgen, sollte eine Hebamme die Untersuchung vornehmen.
Einen Großteil der U1-Untersuchung kann der Arzt durch bloße Betrachtung sowie mit seinen Händen durchführen. Zum Einsatz kommt aber auch ein Stethoskop, also das Instrument des Arztes, mit dem ein Abhorchen des Herzens und der Lunge möglich ist. Zur Untersuchung, ob das Blut übersäuert ist und ein Sauerstoffmangel vorliegen könnte, wird Nabelschnurblut entnommen. Bisweilen muss dem Säugling auch direkt Blut abgenommen werden, etwa wenn die Mutter Rhesusfaktor-negativ ist und somit eine Blutgruppenunverträglichkeit vorliegen könnte.
Die U1 wird regulär bei allen Säuglingen, die auf die Welt kommen, durchgeführt. Falls eine Hausgeburt oder andere Entbindung ohne Arzt erfolgt, sollte rechtzeitig dafür gesorgt werden, dass geschultes Personal (wie eine Hebamme) anwesend ist, um die Untersuchung vorzunehmen.
Direkt nach der Entbindung beziehungsweise Abnabelung erfolgt die Beurteilung des kindlichen Zustandes durch den Untersucher. Am wichtigsten ist es, dass lebenswichtige Funktionen überprüft werden. Dazu wird nach dem Apgar-Score vorgegangen. Dieses Schema ist nach der amerikanischen Ärztin Virginia Apgar benannt, die den Ablauf einführte. In mehreren Sprachen ist aus dem Namen ein Merksatz für die fünf zu beurteilenden Funktionen geworden. Im Deutschen sind dies Atmung (A), Puls (P), Grundtonus (G, das ist die Muskelkraft und Muskelbewegung), Aussehen (A, Hautfärbung, rötlich oder blau und blass) und Reflexe (R, Schreien und Bewegung der Gesichtsmuskeln). Der Untersucher bewertet jeden dieser Parameter mit zwei Punkten für eine gute Funktion, einem Punkt für eine mäßige, aber vorhandene Funktion, oder mit null Punkten für eine fehlende Funktion. Ab neun Punkten insgesamt im Apgar-Score gilt der Zustand des Kindes als gut. Zwischen acht und fünf Punkten kann der Zustand kritisch sein. Werden weniger als fünf Punkte gezählt, so befindet sich das Neugeborene in einem lebensbedrohlichen Zustand. Der Test nach Apgar wird jeweils eine Minute, fünf Minuten und zehn Minuten nach der Geburt durchgeführt.
Bei der U1 wird bereits auch auf weitere mögliche Veränderungen geachtet. Es wird geschaut, ob beispielsweise Verletzungen, Fehlbildungen, Wassereinlagerungen oder Hauterscheinungen (wie Angiome) vorhanden sind. Es wird beurteilt, ob Arme und Beine, Wirbelsäule, Nägel, Augen, Ohren und der Mund regelrecht und symmetrisch aussehen. Pulsstellen, Bauch, Genitalien und After werden durch Abtasten untersucht. Ebenfalls wird die Schädeldecke überprüft. Herz und Lunge werden mit dem Stethoskop abgehört. Das Kind wird gewogen, die Körperlänge sowie der Umfang des Kopfes werden abgemessen.
Weiterhin wird Nabelschnurblut entnommen, um es auf seinen pH-Wert zu untersuchen. Dadurch ist die Beurteilung möglich, ob das Blut übersäuert ist beziehungsweise ob eine Minderversorgung des Kindes mit Sauerstoff während des Geburtsvorgangs vorlag. Falls das Blut der Mutter rhesus-negativ ist, wird dem Baby selbst Blut aus der Ferse abgenommen. So kann die Blutgruppe des Kindes bestimmt werden, um eine mögliche Unverträglichkeit zu erkennen. Dies kann auch bei Blutgruppe 0 der Mutter notwendig sein. Bisweilen kann auch aus anderen Gründen eine Blutentnahme des Säuglings erforderlich werden.
Bei den Untersuchungen im Rahmen der U1 sind keine Komplikationen zu erwarten. Ausnahme ist die Blutentnahme, die eventuell am Säugling erfolgt und bei der es zu einer Blutung sowie sehr selten zu einer Infektion kommen kann.
Die U1 sollte bei jedem Neugeborenen durchgeführt werden und beinhaltet alle wichtigen Grunduntersuchungen. Zeigen sich Anzeichen einer Erkrankung oder eines lebensbedrohlichen Zustandes, so können jeweilige weiterführende Untersuchungen notwendig werden. Bereits nach drei bis zehn Tagen erfolgt routinemäßig die zweite Früherkennungsuntersuchung beim Kind (U2).
Letzte Aktualisierung am 08.11.2021.