Tritt im Laufe einer Schwangerschaft eine Plazenta-Insuffizienz auf, bedeutet dies, dass das ungeborene Kind durch die Plazenta, also den Mutterkuchen, nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff, Nährstoffen und Hormonen, versorgt werden kann. Dabei wird unterschieden zwischen:
Der Mutterkuchen (Plazenta) übernimmt während der Schwangerschaft Aufgaben, die nach der Geburt von den Lungen, dem Magen-Darm-Trakt, der Leber und den Nieren des Kindes übernommen werden. Er agiert dabei als Austauschorgan, der das ungeborene Kind mit Nahrung und Sauerstoff versorgt.
Wird ein Kind über den Geburtstermin übertragen, altert die Plazenta und ist dann nicht mehr in der Lage, eine ausreichende Versorgung für das Kind zu gewährleisten.
Auch Erkrankungen der Mutter im Laufe der Schwangerschaft, wie Beispielsweise Bluthochdruck oder Schwangerschaftsdiabetes können Funktion der Plazenta einschränken.
Weitere Faktoren für eine Plazenta-Insuffizienz können auch zu Beginn der Schwangerschaft Probleme auslösen. Beispielsweise eine zu schwache Gebärmutterschleimhaut, die das Einnisten der befruchteten Eizelle erschwert und dadurch auch keinen ausreichenden Halt an der Wand der Gebärmutter für die Plazenta ermöglicht.
Raucherinnen haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für eine Plazenta-Insuffizienz, da das Nikotin sich negativ auf die Plazentazotten auswirkt. Der Mutterkuchen ist dann zu klein um das Kind ausreichend zu versorgen.
Dies alles sind Beispiele einer chronischen Plazenta-Insuffizienz, das heißt die Versorgung des Kindes wird zunehmend schlechter, ist aber immer noch zu einem gewissen Grade gewährleistet.
Anders bei der akuten Plazenta-Insuffizienz, deren Ursache beispielsweise ein Wehensturm, eine vorzeitige Lösung der Plazenta oder Nabelschnurkomplikationen sein können. Dieses akute Ereignis bedeutet Lebensgefahr für das Kind, da es einen Sauerstoffmangel erleidet.
Eine chronische Plazenta-Insuffizienz wird meist im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen erkannt. Dabei fällt auf, dass Kopf und Rumpf des Kindes sich asymmetrisch entwickeln.
Da der Fetus zu wenig Blut aus der Plazenta erhält, um adäquat zu wachsen, wird das noch übrige Blut dazu verwendet, um lebenswichtige Organe, wie Gehirn und Herz zu versorgen. Muskel und Haut beispielsweise werden dagegen nur unzureichend versorgt, der Kopf erscheint deshalb zu groß im Vergleich zum Rest des Körpers.
Dies führt dazu, dass das ungeborene Kind sich kaum entwickelt, oder gar einen Wachstumsstillstand hat. Ein dysproportioniertes Kind deutet also auf eine Minderversorgung mit Nährstoffen hin.
Auch ein nicht dem Schwangerschaftsalter entsprechender Symphysen-Fundus Abstand kann auf eine Plazenta-Insuffizienz hinweisen. Um diesen Wert zu ermitteln, wird die Distanz zwischen dem Schambeinknochen (Symphyse) und dem höchsten Punkt der Gebärmutter (Fundus) gemessen. Eine Faustregel besagt, dass dieser Abstand bis zur 36. Schwangerschaftswoche etwa so groß sein sollte, wie die Anzahl der Schwangerschaftswochen Minus 2. Eine Schwangere in der 31. Woche sollte also einen Symphysen-Fundus-Abstand von etwa 29 cm haben. Ist dieser Wert wesentlich vermindert, kann dies ebenfalls durch eine mangelnde Leistungsfähigkeit der Plazenta bedingt sein.
Zunächst wird meist durch eine Ultraschalluntersuchung eine unzureichende Entwicklung des ungeborenen Kindes festgestellt. Um die Ursache für diesen Entwicklungsstörung zu finden, kann der Arzt verschiedene Untersuchungen anordnen:
Eine unzureichende Entwicklung des ungeborenen Kindes muss nicht immer auf eine Plazenta-Insuffizienz hinweisen. Die kindliche Entwicklung im Mutterleib verläuft nicht geradlinig sondern in Phasen. Möglicherweise wurde die Ultraschalluntersuchung gerade in einer Phase durchgeführt, in der das Kind sich kaum entwickelte, um dies aber in der nachfolgenden Woche wieder aufzuholen. Somit sollte das Kind zunächst überwacht und in Abständen von etwa zehn Tagen erneut im Ultraschall beobachtet werden.
Als symptomatische Therapie wird der schwangeren Patientin zunächst Bettruhe empfohlen. Jeglicher Stress sollte ausgeschaltet werden. Allein dies kann die Durchblutung des Kindes durch die Plazenta schon fördern.
Eine kausale Therapie der Plazenta-Insuffizienz ist leider nicht möglich. Deshalb ist es am wichtigsten darauf zu achten, dass die unzureichende Versorgung des Kindes nicht in einen akuten Sauerstoffmangel übergeht.
Falls sich die Schwangerschaft zwischen der 24. und 34. Woche befindet, also eine Frühgeburt droht, wird der Mutter Kortison gegeben. Bei Frühgeborenen sind die Lungen oft noch nicht in der Lage, genügend Sauerstoff aufzunehmen, und an das Blut abzugeben. Gibt man der Mutter frühzeitig, das heiß mindestens 24 Stunden vor der Entbindung, Kortison, fördert dies die Lungenreifung des Kindes, sodass es als Neugeborenes selbst atmen kann.
Wurde eine Minderversorgung des Kindes im Oxytocin Belastungstest nachgewiesen, muss eine Kaiserschnittentbindung vorbereitet werden. Dabei ist es wichtig, das Kind zum bestmöglichsten Zeitpunkt zu entbinden. Also nicht zu früh, damit es im Mutterleib eine optimale Reife erreichen kann, und nicht zu spät, damit es durch die nicht mehr leistungsstarke Plazenta keinen Mangel erleidet und eventuell bleibende Schäden davonträgt.
Wenn die Patientin schon zu früh Wehen hat, müssen ihr bis zur endgültigen Entbindung Wehenhemmer (Tokolytika) gegeben werden. Sie wird in jedem Falle bis zur Geburt intensiv überwacht, das heiß ein Wehenschreiber wird angelegt und die Blutwerte der Mutter werden kontrolliert.
Hebammen empfehlen Frauen, die eine Plazenta-Insuffizienz hatten, Lachskapselöl. Auch Acetylsalicylsäure soll sich laut der Deutschen Gestose Gemeinschaft gut auf den Zustand der Frauen auswirken.
Fünf bis zehn Prozent der Kinder wachsen im Mutterleib weniger im Vergleich zu anderen. Dies muss nicht immer auf eine Plazenta-Insuffizienz hinweisen. Gleichzeitig bedeutet eine Plazenta-Insuffizienz nicht automatisch, dass sich das Kind im Mutterleib auch schlecht entwickeln wird.
Wie viel ein ungeborenes Kind im Laufe der Schwangerschaft wächst, hängt von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren ab und sollte im Verlauf zusammen mit dem Arzt beobachtet und besprochen werden.
Wird bei einer chronischen Plazenta-Insuffizienz der Zeitpunkt der Geburt gut abgestimmt und geplant, hat diese in der späteren Entwicklung meist keine Auswirkungen mehr für das Leben des Kindes.
Letzte Aktualisierung am 30.08.2021.