Eine Fehlgeburt (Früh- oder Spätabort) unterliegt, im Gegensatz zur Totgeburt, nicht der standesamtlichen Meldepflicht. Am häufigsten kommen die Frühaborte vor.
Fehlgeburte kommen leider viel häufiger vor als man denkt. Würde man die Fälle stummer Fehlgeburten hinzurechnen, bei der die Frau die Fehlgeburt „nur" als besonders schmerzhafte und verspätete Menstruation erlebt, so endet mindestens jede 3. Schwangerschaft mit einem Abort.
Eine Fehlgeburt kann unter verschiedenen Gesichtspunkten klassifiziert werden.
Je nach Stadium und Verlaufsform unterscheidet man zwischen folgenden Formen der Fehlgeburt:
Bei dieser Form ist der Zevikalkanal geschlossen und die Schwangerschaft noch intakt. Es liegt jedoch eine vaginale Blutung mit oder ohne Wehentätigkeit vor. Mit einer schnell einleitenden Therapie kann die Schwangerschaft noch erhalten bleiben. Zu den therapeutischen Empfehlungen gehören die Bettruhe und körperliche Schonung für die Dauer der vaginalen Blutung. Hierbei sollten vor allem vaginale Untersuchungen auf das nötigste reduziert werden. In regelmäßigen Abständen sollten die Vitalitätszeichen des Föten mittels Ultraschall und serieller Beta-hCG-Messung überprüft werden. Besteht eine Wehentätigkeit, so sollte die schwangere Patientin ab der 22. SSW wehenhemmende Medikamente (Tokolytika) erhalten.
In diesem Fall liegt ein bereits beginnender Abort vor, das bedeutet die Fehlgeburt ist schon im Gange. Die Schwangerschaft ist bereits in diesem Stadium irreversibel gestört und der Prozess nicht mehr aufhaltbar. Die Wehentätigkeit hat eingesetzt bzw. die Fruchtblase ist gesprungen, der Muttermund offen und die vaginale Blutung viel stärker. Bei der vaginalen Untersuchung ist zum Teil Schwangerschaftsmaterial tastbar. Unter Umständen können noch fetale Vitalitätszeichen vorhanden sein. Der Verlauf kann durch eine Therapie nicht mehr aufgehalten werden. Die Schwangerschaft sollte in diesem Fall so schnell wie möglich beendet werden.
Hier ist die Frühgeburt zum Stillstand gekommen, bevor die Gebärmutter vollständig geleert wurde. In den meisten Fällen ist der Embryo bzw. Fötus bereits ausgestoßen, oft bleiben jedoch Plazentateile in der Gebärmutter zurück. Diese Restgewebe können zu persistierenden vaginalen Blutungen, aufsteigenden Infektionen oder zu malignen Entartungen führen. Während der Untersuchung sind die ausgestoßenen Schwangerschaftsteile im Zervikalkanal bzw. in der Scheide sichtbar. Auch hier sollte die Fehlgeburt möglichst schnell durch eine Kürettage beendet werden. Durch die Gabe von Oxytozin können die physiologischen Uteruskontraktionen zusätzlich unterstützt werden.
Hierbei handelt es sich um eine vollständige Entleerung der Gebärmutter mit der gesamten Frucht, Eihäute und der Plazenta. Es handelt sich meist um einen Frühabort. Nach der 16. Schwangerschaftswoche ist ein kompletter Abort eher selten. Lässt die Blutung spontan nach, bildet sich der Uterus unverzüglich zurück und ist das Abortmaterial komplett, so kann man bei dieser Form der Fehlgeburt von einer Kürettage absehen. Bei Unsicherheit sollte immer eine Kürettage durchgeführt werden. Wichtig ist hier vor allem, dass im Vorfeld die zu einem Abortus completus geführte Schwangerschaft sicher in der Gebärmutter nachgewiesen wurde. Man sollte vor allem eine Eileiterschwangerschaft sicher ausschließen.
Sie ist eine Sonderform der Frühgeburt. Die Fruchtanlage ist hier bereits abgestorben, es kommt jedoch nicht zur Blutung oder Wehentätigkeit mit Entleerung der Gebärmutter. Die Frucht wird nicht von der Gebärmutter ausgestoßen. Kindliche Vitalitätszeichen, also fetale Herzaktionen und Kindsbewegungen sind nicht mehr vorhanden. Durch die Ultraschalluntersuchung wird der intrauterine Kindstod gesichert.
Bis zur 12. Schwangerschaftswoche wird die Schwangerschaft durch eine Saugkürettage der Gebärmutter beendet. Vor der Operation erhält die Patientin Prostaglandine zur Erweiterung und Erweichung des Gebärmutterhalses. Dadurch soll vor einem eine Verletzung des Gebärmutterhalses (Cervix) verhindert werden, um eine spätere Schwangerschaft nicht zu gefährden (Gefahr der Cervixinsuffizienz).
Bei Überschreiten der 12. Schwangerschaftswoche (SSW) erfolgt eine Geburtseinleitung mittels Oxytozin- oder Prostaglandininfusionen. Zum Abschluß folgt noch eine Kürettage.
Eine äußerst seltene Form der Missed abortion stellt der Abortus cervicalis dar. Hier kommt es aufgrund eines vernarbten Muttermundes nicht zu einem Abgang der abgestorbenen Leibesfrucht.
Sie stellt die schwerste Form einer Frühgeburt dar, der mit starkem Fieber einhergeht. Bei der unkomplizierten Verlausform liegt lediglich eine lokale Infektion der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) vor. Besteht dagegen eine Entzündung der Gebärmutter und der Adnexen (Eileiter), so spricht man von einer komplizierten Verlaufsform. Die schwerwiegendste Form ist der septische Abort, welches mit einer massiven Bakterienbelastung des Blutes, Entzündungen der Beckenorgane und einer Bauchfellentzündung einhergeht. Im schlimmsten Fall kann sie als septisch-toxischer Schock tödlich enden.
Hierbei handelt es sich um eine Fehlentwicklung eines befruchteten Eis, bei der die Embryonalanlage verkümmert oder ganz fehlt. Dieser geht bereits in den ersten Schwangerschaftswochen zugrunde. Als Ursachen werden neben genetischen Defekten auch äußere Faktoren wie Intoxikation und Sauerstoffmangel diskutiert. Klinisch und sonographisch auffällig ist ein fehlendes Größenwachstum der Gebärmutter. Subjektive Schwangerschaftssymptome sind hier nur schwach ausgeprägt.
Die endgültige Diagnose wird sonographisch gestellt. Die Schwangerschaft wird durch eine Kürettage beendet.
Ab drei oder mehr aufeinander folgenden Fehlgeburten spricht man von einem habituellen Abort bzw. einer „wiederholten Fehlgeburt". Etwa 1 Prozent aller Paare mit Kinderwunsch sind hiervon betroffen. In 40 Prozent der Fälle findet man leider keine eindeutige Ursache. Experten vermuten, dass für wiederholte Fehlgeburte eine gestörte Interaktion von mütterlichem und kindlichem Gewebe verantwortlich ist.
Einteilung der Fehlgeburt nach der Körpertemperatur:
Einteilung der Fehlgeburt nach der Ursache:
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.