In der Medizin spricht man bei Verkürzung des Gebärmutterhalses im Rahmen einer Schwangerschaft von einer Zervixinsuffizienz. Bei jeder Vorsorgeuntersuchung misst der Arzt während der Schwangerschaft die Länge des Gebärmutterhalses. Bis zur Geburt sollte die Länge größer als 25 mm sein. Ist sie kürzer, so spricht man von einer Zervixinsuffizienz (Muttermundschwäche). Durch die Verkürzung des Gebärmutterhalses kann es zu einer Frühgeburt kommen, da hier das Gewebe oft zu schwach ist, um das Kind zu halten. In diesem Fall droht die vorzeitige Öffnung des Muttermundes ohne Einsetzen der Wehen.
Der Zervixkanal kann unter Umständen sogar klaffen, so dass die Fruchtblase erkennbar wird. Man spricht jedoch bei jeder vorzeitigen Öffnung des Muttermundes von einer Muttermundschwäche.
Ursache kann in einer tatsächlichen Schwäche der Muttermundmuskulatur liegen, häufiger ist sie jedoch Vorbote einer Fehl- oder Frühgeburt aus anderem Grund. Eine Muttermundschwäche kommt am häufigsten zwischen der 15. und 35. Schwangerschaftswoche vor und ist die Ursache für 1 Prozent aller Fehlgeburten.
Zunächst einige Angaben zur Anatomie:
Der Cervix uteri oder auch Zervix genannt, ist der Gebärmutterhals. Sie ist also der untere Teil der Gebärmutter, welche die Öffnung zur Scheide, den Muttermund, enthält. Der Gebärmutterhals sollte normalerweise 2 bis 3 cm in die Scheide hineinragen. Die Öffnung ist im Normalfall eng, um ein Aufsteigen von Keimen in die Gebärmutter zu verhindern. Der Zervix wird während der Geburt unter dem Einfluss des Hormons Prostaglandin weicher und öffnet sich während der Wehen. Beim Durchtritt des kindlichen Kopfes hat sie einen Durchmesser von über 10 cm.
Durch regelmäßige Untersuchungen kann eine Verkürzung des Gebärmutterhalses rechtzeitig erkannt und behandelt werden, so dass eine normale Schwangerschaftsdauer möglich ist. Mindestziel des ärztlichen Eingreifens ist das Erreichen der Lebensfähigkeit des Kindes, welches aber nicht immer gelingt.
Der Zervix ist normalerweise bis zu Beginn der Wehen fest verschlossen. Durch verschiedene Ursachen kann jedoch eine Muttermundschwäche hervorgerufen werden. In den meisten Fällen ist die Ursache nicht bekannt.
Ursachen für eine Muttermundschwäche können sein:
Als Risikofaktoren gelten:
Zudem besteht bei Patientinnen, die mindestens zwei Fehlgeburten nach der 15. Schwangerschaftswoche bzw. sehr unreife Frühgeburten hatten, immer der Verdacht auf Muttermundschwäche.
Bei einer Zervixinsuffizienz sind keine Beschwerden vorhanden. Es handelt sich um einen Untersuchungsbefund der Vaginal-Tastuntersuchung oder im Ultraschall.
Manche Frauen geben an, dass sie ein leichtes Druckgefühl im Bauch oder nach unten auf die Scheide spüren. Andere wiederum merken, dass der Bauch härter wird. Viele Frauen nehmen jedoch die Kontraktionen überhaupt nicht wahr.
Die vorzeitigen Wehen sind meistens harmlos. Sie sind nicht immer Zeichen einer vorzeitigen Reifung und Eröffnung des Gebärmutterhalses. Die Gebärmutter „probt" zwar Wehen, hält jedoch das Kind bis zum Termin sicher im Körper.
Leider wird eine Muttermundschwäche meist erst nach der ersten Fehlgeburt bzw. Frühgeburt diagnostiziert. Es gibt jedoch Möglichkeiten eine Muttermundschwäche vorzeitig zu erkennen. Während der Schwangerschaft kann sie zwar durch eine gynäkologische Tast-Untersuchung festgestellt werden, aber heutzutage gilt eine transvaginale Ultraschalluntersuchung als die zuverlässigste Diagnosemethode. Durch den Ultraschall kontrolliert der Arzt, ob und wie weit sich der Muttermund geöffnet bzw. der Gebärmutterhals verkürzt hat. Diese sind nämlich erste Anzeichen einer Muttermundöffnung.
Eine Zervixinsufizzienz kann durch verschiedene Zervixerkrankungen ausgelöst werden. Diese sind vor allem:
Zunächst misst man mit einem Scheidenultraschall, wie weit der normalerweise auf vier Zentimeter Länge verschlossene Muttermund noch geschlossen ist. Beträgt sie vor der 33. Schwangerschaftswoche weniger als 2,5 cm, so droht eine Frühgeburt oder Fehlgeburt. Wichtig ist hier die Erhaltung der Geburt. Um das Einsetzen von Wehen und damit die Geburt hinauszuzögern, wird der Arzt je nach zugrunde liegender Ursache therapieren. Eine bestehende Infektion wird mit Antibiotika behandelt.
Die Patientin sollte am besten Bettruhe einhalten und körperliche Anstrengung meiden. Weiterhin ist der vollständige Verzicht auf Geschlechtsverkehr bis zur Geburt erforderlich. Zudem sollten rauchende Mütter ein striktes Rauchverbot einhalten, da durch das Rauchen der Geburtsprozess in Gang gesetzt werden kann. Die Patienten sollten alle zwei oder drei Tage zur Kontrolle kommen.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind:
Die Vernähung des Muttermundes war lange Zeit als spezifische Therapie unumstritten. Hier wird der Gebärmutterhals unter Narkose ungefähr im 4. Schwangerschaftsmonat zugenäht. Dabei wird ein Kunststoffbändchen mit wenigen Stichen um den Gebärmutterhals gelegt und wie ein Tabaksbeutel zugezogen. Unter Umständen kann der Muttermund auch durch direkte Naht verschlossen werden. Die Naht entfernt man erst ungefähr eine oder zwei Wochen vor dem Entbindungstermin. Es gibt jedoch immer noch keine Belege, dass der Eingriff wirklich nützt. Diese Therapieform wird mittlerweile seltener durchgeführt.
Nach wiederholten Fehlgeburten wegen Zervixinsuffizienz legt man einen Kunststoffring (Cerclagepessar) in die Scheide, um die Tragezeit der Schwangeren zu verlängern. Der Ring besteht aus weichem Gummi (Silikon) und wird ohne Narkose einfach über den Muttermund gestreift. Er soll angeblich ein zu frühes Öffnen des Muttermundes verhindern, ob er es aber wirklich tut, ist fraglich. Nach dem Eingriff ist jedoch das Risiko einer Infektion erhöht.
Nach jedem Eingriff sollten die Patienten zur Beruhigung der Gebärmutter und zur Verhinderung vorzeitiger Wehen, wehenhemmende Mittel erhalten.
In der Regel werden die Bänder vor der Geburt entfernt. Im Falle des völligen Verschlusses kann unter Umständen ein Kaiserschnitt erforderlich werden.
Ein verkürzter Gebärmutterhals ist ein Zeichen, dass sich die Gebärmutter auf die Geburt vorbereitet. Die Länge des Gebärmutterhalses gilt als Maß für das Risiko für eine Frühgeburt. Je kürzer er ist, desto wahrscheinlicher ist eine vorzeitige Geburt. Durch eine rechtzeitige Therapie kann jedoch meist die normale Schwangerschaftsdauer erreicht werden.
Wichtig ist die frühzeitige Erkennung, da man dadurch noch einiges tun kann, um der Muttermundschwäche entgegenzuwirken.
Achten Sie auf folgende Maßnahmen:
Denken Sie genau darüber nach, welche Variante des Verschlusses für Sie am besten geeignet ist. In den meisten Fällen ist das Cerclagepessar der richtige Weg, da er hoch am Muttermund ansetzt und somit die Gebärmutter stützt und den Gebärmutterhals hält.
Letzte Aktualisierung am 12.07.2021.