Jede Schwangerschaft führt zu gravierenden Veränderungen im Körper, sowohl die
Schwangere als auch das Kind beanspruchen den Stoffwechsel zunehmend.
Es kommt unter anderem zu einem erhöhten Flüssigkeitsbedarf, der auch eine vermehrte Urinproduktion zur Folge hat. Kommt es zu einem Missverhältnis zwischen Filtrationsdruck der Nieren und der „Harntransportkapazität", beginnt zunächst eine Harnabflussbehinderung. Dies führt wiederum zu einer schwangerschaftsbedingten Harnleitererweiterung. Der Ureter (Harnleiter) kann dabei auf das 25-fache seines Ausgangsvolumens expandieren, so dass der gesamte obere Harntrakt bis zu 300 ml fasst.
Die Gebärmutter drückt gerade im letzten Schwangerschaftsdrittel auf die von beiden Nieren in die Blase führenden Harnleiter. Drückt die Gebärmutter die Harnleiter so stark zusammen, so kann sich der Harn bis in die Nieren zurückstauen. Dies erfordert sofortige Hilfe.
Die Patientin bemerkt dies oft durch Schmerzen in der Flanke sowie Koliken oder Fieber. In solchen Fällen muss eine schnelle Entlastung des oberen Harntraktes erfolgen, da es sonst innerhalb kurzer Zeit (wenige Stunden bis einige Tage) zu einer Nierenbeckenentzündung mit
Übergang in eine Urosepsis (Blutvergiftung) führen kann.
Mögliche Ursachen der Harnstauung während der Schwangerschaft können sein:
- Fehlbildungen der Nieren und Harnleiter
- Duplikaturen des Harnleiters
- Ureterabgangsstenosen
- Hormonale Faktoren: Vermutlich wirken Gestagene relaxierend auf den Harntrakt.
- Mechanische Faktoren wie z.B. die Größenzunahme des Uterus.
- Pharmakologische Faktoren, z.B. sistiert die Harnstauung nach Absetzen der oralen Kontrazeption.
- Lage der Plazenta im Uterus
- Anzahl der Schwangerschaften: Frauen mit zunehmender Anzahl an Schwangerschaften weisen eine abnehmende Inzidenz der Dilatation des oberen Harntraktes.