Eine Placenta praevia ist eine Schwangerschaftskomplikation, bei der sich der Mutterkuchen im unteren Teil der Gebärmutter befindet. Er ist dabei ganz oder zum Teil dem inneren Muttermund vorgelagert. Man spricht erst ab der 24. Schwangerschaftswoche von einer Placenta praevia, da in der frühen Schwangerschaft noch ein „nach oben Ziehen" des Mutterkuchens durch die Dehnung der Gebärmutter möglich ist. Diese Komplikation liegt bei etwa einer von 200 Schwangeren vor.
Man kann die Placenta praevia in folgende Unterformen unterteilen:
Trotz heutzutage guter Möglichkeiten Placenta praevia mittels Ultraschall zu erkennen, sterben immer noch Kinder aufgrund unentdeckt gebliebener Placenta praevia. Auch die Sterblichkeitsrate der Mütter unter der Geburt ist dabei stark erhöht.
Wurde die Gebärmutterschleimhaut vor Eintreten der Schwangerschaft gereizt oder geschädigt, kann dies eine Placenta praevia begünstigen. Dies ist häufig der Fall bei Frauen, die bereits Operationen am Uterus (Gebärmutter) hinter sich hatten. Auch vorausgegangene Ausschabungen oder eine Kaiserschnitt-Entbindung in der Vergangenheit können Risikofaktoren für eine Placenta praevia sein. Das Vorliegen einer Mehrlingsschwangerschaft kann das Risiko ebenfalls erhöhen. Eine Placenta praevia kann auch mit einer Fehllage des Kindes zusammenhängen, beispielsweise einer Beckenendlage oder Querlage.
Weitere Risikofaktoren sind ein fortgeschrittenes Alter der Schwangeren über 35 sowie eine vorausgegangene Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis).
Es wird zur Zeit kontrovers diskutiert, ob auch Raucherinnen ein erhöhtes Risiko haben, eine Placenta praevia zu bekommen.
Eine Placenta praevia fällt meist durch vaginale Blutungen am Ende des zweiten Drittels beziehungsweise im letzten Drittel der Schwangerschaft auf. Die Blutung ist schmerzlos, frisch, hellrot und oft wiederkehrend. Die Schwangere hat dabei keine Schmerzen, der Bauch ist nicht druckempfindlich. Treten gegen Ende der Schwangerschaft schwache Blutungen auf, so sind diese in 70 bis 80 Prozent der Fälle durch eine Placenta praevia verursacht.
Oft bereitet eine Placenta praevia der Schwangeren auch überhaupt keine Beschwerden und wird erst bei der routinemäßigen Ultraschalluntersuchung entdeckt.
Eine Placenta praevia wird meist durch Ultraschalluntersuchung im Laufe der Schwangerschaft entdeckt. Zum größten Teil diagnostiziert sie der Arzt noch bevor sie symptomatisch wird, das heißt bevor die Frauen durch Blutungen oder leichte Schmerzen auf sie aufmerksam werden.
Durch eine Transvaginalsonographie kann die Lage der Plazenta zum inneren Muttermund genau bestimmt werden. Der innere Muttermund stellt das innere Ende des Gebärmutterhalses dar, der die Gebärmutter mit der Scheide verbindet und so später den Geburtskanal bildet.
Ist der innere Muttermund also durch die Plazenta verlegt, stellt dies ein Geburtshindernis das und das Kind kann unter der Geburt nicht in den Geburtskanal eintreten.
Liegt die Plazenta zu Beginn der Schwangerschaft nahe am Muttermund ist dies zunächst kein Grund zur Besorgnis. Die Gebärmutter wird sich durch das Wachstum des Kindes noch weiten und die Plazenta so in den meisten Fällen vom Muttermund wegziehen.
Bei Diagnosestellung einer Placenta praevia im letzten Drittel der Schwangerschaft sollten die Kreislaufwerte, also Blutdruck und Puls, in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden, um gegebenenfalls stärker werdende Blutungen der Mutter rechtzeitig zu sehen.
Des Weiteren wird der Arzt der Schwangeren Blut entnehmen, um zu überprüfen ob die Blutgerinnung intakt ist. Außerdem kann man über den Hb Wert im Blut einschätzen, wie stark die Patientin blutet, beziehungsweise wie groß der bisherige Blutverlust war.
Zur Sicherheit, dass sich das Kind gut Entwickelt sollte zusätzlich eine CTG Untersuchung (Cardiotokogramm) durchgeführt werden. Dabei werden Herztöne und Bewegungen des Kindes an der Bauchwand der Mutter abgeleitet um Aussagen über den Gesundheitszustand des Feten zu machen.
Eine vaginale Blutung während der Schwangerschaft muss nicht immer ein Zeichen für einen Plazentavorfall sein. Auch eine Plazentarandblutung kann für vaginale Blutungen verantwortlich sein. Diese tritt häufig bei einem sehr tief sitzenden Mutterkuchen auf. Zeichnungsblutungen sind ebenfalls eher schwache Blutungen, die durch Risse an kleinen Gefäßen im Gebärmutterhals entstehen. Sie stehen im Zusammenhang mit der Lösung des Schleimpfropfes aus dem Gebärmutterhals.
Bei einer Blutungen aus der Scheide muss jedoch auch an eine vorzeitige Plazentalösung gedacht werden. Dabei fühlt sich die Gebärmutter sehr hart an und bereitet starke Schmerzen. Im Gegensatz zur Placenta praevia ist die Kreislaufsituation der Mutter bei der Plazentalösung stark eingeschränkt. Eine intensivmedizinische Betreuung ist hier unbedingt notwendig.
Beim Auftreten von Blutungen in der Schwangerschaft sollte sofort ein Krankenhaus aufgesucht werden, um die Ursache herauszufinden. Bei gesicherter Placenta praevia kann man die Blutungen durch Bettruhe in den letzten Schwangerschaftswochen meist gut in den Griff bekommen. Stress und anstrengende körperliche Betätigung sollten unter allen Umständen vermieden werden.
Über die Notwendigkeit einer dauerhaften stationären Überwachung im Krankenhaus wird der behandelnde Arzt individuell mit der Patientin entscheiden. Dies hängt davon ab, wie weit die Schwangerschaft schon fortgeschritten ist, ob die Patientin Blutungen hat, welcher Typ von Placenta praevia vorliegt und nicht zuletzt wie sich die werdende Mutter fühlt.
Wenn eine Placenta praevia totalis vorliegt, wird der Arzt der Patientin zusätzlich einen Wehenhemmer verschreiben (Tokolyse), da schon geringe Wehentätigkeit starke Blutungen auslösen kann.
Eine normale vaginale Geburt stellt beim Vorliegen einer Placenta praevia totalis sowie partialis ein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind dar, da es unter der Geburt zu sehr starken Blutverlusten kommen kann. Deshalb wird der behandelnde Arzt eine frühzeitige Kaiserschnitt-Entbindung, etwa für die 38. Schwangerschaftswoche, planen.
Für den Fall, dass Komplikationen auftreten, beispielsweise durch zunehmend starke Blutungen, oder ein verändertes CTG, das auf eine Beeinträchtigung des Kindes hinweist, kann der Kaiserschnitt auch schon früher notwendig sein.
Je nachdem, wie weit die Schwangerschaft schon fortgeschritten ist, muss für das Kind eine Lungenreifungsprophylaxe erfolgen. Das heißt, bei einer drohenden Frühgeburt wird der Schwangeren 24 Stunden vor Entbindungstermin Kortison verabreicht. Kortison fördert die Entwicklung der kindlichen Lungen im Mutterleib, sodass das Kind auch als Frühgeborenes nach der Geburt in der Lage ist, ausreichend zu atmen. Nur bei etwa einem Drittel der Schwangeren mit Placenta praevia ist eine natürliche vaginale Geburt möglich.
Liegt eine Placenta praevia vor, ist es wichtig, dies allen behandelnden Ärzten sowie Hebammen mitzuteilen, da in diesem Fall keine vaginalen Tastuntersuchungen durchgeführt werden sollen.
Bei einer Placenta praevia besteht durch die abnorme Lage des Mutterkuchens erhöhte Blutungsgefahr für die Schwangere, was auch ein erhöhtes Risiko für das Kind mit sich zieht.
Da sich am Ende der Schwangerschaft die Gebärmutter ausdehnt, kann es zur Ablösung der Plazenta kommen. Dies ist eine seltene, aber sehr gefürchtete Komplikation, die die sofortige Beendung der Schwangerschaft erfordert.
Wird eine Placenta praevia rechtzeitig im Verlauf der Schwangerschaft erkannt, kann die Planung der Geburt in Ruhe vorgenommen werden. Das Risiko für Mutter und Kind ist dann kaum höher als bei jeder anderen Kaiserschnitt-Entbindung
Letzte Aktualisierung am 30.08.2021.